Paul Elvström, war ein Gigant, der mit seinem Einfallsreichtum und mit seinem Erfolgen den Segelsport in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geprägt hat wie kein anderer. Er war innovativ aber auch unerbittlich ehrgeizig. Doch mit seinen Ideen und Entwicklungen prägte er den Sport weit über die Grenzen Dänemarks und seine Ära hinaus und hinterließ damit ein Erbe, das Segler bis heute maßgeblich beeinflusst, ob sie es wissen, oder nicht. Nun ist Elvström im Alter von 88 Jahren gestorben.

Elvstrom beim Training auf dem Finn Dinghy vor den Olympischen Spielen von Rom 1960

Elvstrom beim Training auf dem Finn Dinghy vor den Olympischen Spielen von Rom 1960


Olympische Spiele und Weltmeisterschaften


Elvström gewann seine erste olympische Goldmedaille in der Firefly-Klasse 1948, zu Beginn einer olympischen Segelkarriere, die vier Jahrzehnte lang dauern sollte. Bei den nächsten drei Spielen holte er sich wieder Gold, allerdings in der Finn-Dinghy-Klasse. Er war der Erste, dem es in der modernen olympischen Ära gelang, in der gleichen Disziplin in vier aufeinanderfolgenden Spielen eine Goldmedaille zu holen. Das tat ihm nur der englische Segler Sir Ben Ainslie gleich, der im Jahr 2012 seine insgesamt vierte Medaille holte. Allerdings hat Ainslie durch seinen Silberne von 1996 im Laser insgesamt 5 Olympiamedaillen auf seinem Konto.
Mitte der 1960er Jahre war Elvström auf das Starboot umgestiegen, eine anspruchsvolle Klasse, in der er 1966 und 1967 Weltmeisterschaften gewinnen konnte, doch bei den Olympischen Spielen von 1968 in Acapulco, Mexiko nur den für ihn enttäuschenden vierten Rang belegte. Er wechselte zum Soling, mit dem er 1972 Dänemark bei den olympischen Segelbewerben in Kiel repräsentierte, aber nur den 13. Rang belegte. Danach nah er eine Auszeit und kehrte 1984 in Los Angeles als 56-Jähriger mit seiner Tochter Trine auf die olympische Bühne zurück und zwar mit dem Tornado-Katamaran zurück, wo er den vierten Platz belegte. Seine olympische Laufbahn beschloss er wieder mit dem Tornado und wieder mit Tochter Trine vier Jahre später in Pusan wo die beiden 15. wurden.

Nur wenige Athleten haben an mehr Olympischen Spielen teilgenommen als Elvström, doch kein anderer hat 13 Wm-Titel in acht verschiedenen Klassen (Firefly, Finn, 505, 5.5 Meter, FD, Star, Soling und Halbtonner) einheimsen können

Training, Training und noch mehr Training


Obwohl Elvström ein hochtalentierter Segler war war, erkannte er früher als alle anderen, dass Kraft und Technik ihm die entscheidenden Vorteile gegenüber der Konkurrenz verschaffen. Deshalb begann er schon sehr früh in seiner Karriere sein Körpergewicht effektiv einzusetzen, um die Jollen auch bei viel Wind aufrechter zu segeln als andere, was zwar kraftraubend war, aber deutlich schneller. Dazu baute er in seine Boote sogenannte Ausreitgurten ein. Und auch wenn er mal nicht segelte, konnte er sich dahingehend fit halten, denn für daheim baute er sich eine spezielle Bank, auf der er das Ausreiten simulieren konnte, um seine Bauch-, Oberschenkel- und Rückenmuskulatur zu stärken.

Elvström-Lenzer


Die meisten der Boote. die Elvström segelte, hatten keine praktischen offenen Heckspiegel, so wie man es heute gewohnt ist. Wasser sammelte sich im Cockpit und unter den Bodenbrettern, das mit einer Pumpe oder Pütz wieder außenbords geschafft werden musste. Es gab zwar Selbstlenzer, doch die waren schnell beschädigt wenn das Boot auf Grund gelaufen war oder mit einem Hindernis im Wasser kollidierte. Außerdem trat durch diese Öffnungen schnell Wasser ins Boot ein wenn der Wind nachließ und damit auch die Geschwindigkeit. Elvströms Lenzer, die auch so heißen und bis heute produziert werden, lösten diese Probleme, weil sie erstens einziehbar sind und zweitens, weil sie eine kleine Klappe haben, die den Rückfluss von Wasser ins Boot bei geringer Geschwindigkeit verhindert.

Schwimmwesten


Als Elvström mit dem Wettsegeln begann, waren die Schwimmwesten äußerst klobig und schränkten damit die Bewegungsfreiheit ein. Ihm mißfiel das und er machte sich daran, die sogenannte Elvströmweste zu entwickeln, die weit schlanker war, eine bessere Passform aufwies und auch angenehmer zu tragen war. Damit gab Elvström den Seglern nicht nur mehr Bewegungsfreiheit, sondern ebnete auch den Weg zur Entwicklung der modernen, leichten Rettungswesten.

Segeldesigner und -macher


In den frühen 1950er Jahren waren Segel noch aus Baumwolle, oft aus Bahnen zusammengenäht, die eher an Arbeitsboote erinnerten als an Regattasegel. Elvström beschaffte deshalb den beschaffte sich deshalb das beste Tuch, das er damals finden konnte und experimentierte mit verschiedenen Schnitten um die Effizienz und die Lebensdauer der Segel zu verbessern.
Es dauerte nicht lange, bis seine Konkurrenten ihn baten die Segel für ihre Boote zu schneidern und weil sie damit erfolg hatten, wuchs die Nachfrage exponentiell. Dieses Geschäft bleib innovativ und entwickelte sich mit der Verfügbarkeit neuer Materialien zu einer der größten Segellofts in Europa.

Wettfahrtregeln


Elvström wurde auch bald eine Autorität auf dem Gebiet der Wettsegelbestimmungen, weil er sie genau studierte und sich so einen Wettbewerbsvorteil schaffte. Doch er ließ auch seine Konkurrenten an seinem Wissen und an seinen Interpretationen teilhaben. So veröffentlichte er erstmals im Jahr 1960 ein Buch darüber, das lange Zeit zu den Standardwerken für Regattasegler zählte

Mit Vorurteilen aufräumen


Trotz - oder vielleicht wegen - seiner vielen Erfolge, kämpfte Elvström wiederholt mit psychischen Problemen. Dies war ein wichtiger Grund, weshalb er sich vom olympischen Segeln nach 1960 eine zeitlang zurückzog, nachdem er ständigen unter Erfolgszwang gestanden war. Man erwartete einfach, dass Elvström immer gewinnen würde.
Dennoch entdeckte er seine Freude am Regattasegeln wieder, nahm an den Spielen von 1968 und 1972 teil ehe er einen Rückfall erlitt. Nachdem er sich auch davon erholt hatte, stieg er im Tornado ein, wurde mit seiner jüngsten Tochter Trine Europameiste und holte auch einen dritten Platz bei der WM. So kam es, dass er 1984 trotz seines fast schon “biblischen Alters” von 56 Jahren ein Comeback bei Olympia gab und mit Trine in Los Angeles prompt einen vierten Platz herausfahren konnte. Die letzte Vorstellung auf der olympischen Bühne gab Paul Elvström abermals mit Trine dann 1988 im koreanischen Pusan. Bei seinen 8. Spielen wurde er 15. und das im Alter von 60 Jahren. Trine und er sind bis heute das einzige Vater-Tochter-Team, das jemals bei Olympia am Start war.

Fair Play


Elvström soll einmal gesagt haben: „Man hat nicht gewonnen, wenn man dabei den Respekt der Gegner verloren hat.” Das spricht Bände über den Mann und den Maßstab, den er für sich setzte. Man wünscht sich, dass die hoch bezahlten Profisportler der Gegenwart sich öfter mal an diesen Spruch erinnerten.

Inspiration


Elvström war ein Superstar, keine Frage, und dennoch ein sympathischer und bescheidener Mensch, der so zu einem Vorbild für Generationen von Seglern wurde, die nicht nur seine Technik und seinen Trainingsmethoden emulierten , sondern die sich auch an seinem Verhalten orientieren konnten. Seine lange Karriere als Aktiver und die zahllosen Erfolge, die er neben seinen wichtigsten Titeln und Medaillen einheimste motiviert Segler sich auch im Alter mit dem Sport auseinander zu setzen.

Paul Elvström wurde am 25. Februar 1928 in Hellerup nahe Kopenhagen geboren und verstarb ebendort am 7. Dezember 2016

Anzeige