„Just win Baby”. Es ist ein Spruch, der im amerikanischen Sport große Geltung hat. Gewinnen, irgendwie, egal, ob Hölle oder Hochwasser. Und er trifft auch auf Comanche zu, die extreme 100-Fuß-Maxiyacht die sich gestern beim traditionellen Hochseerennen von Sydney nach Hobart den Sieg nach gesegelter Zeit holte, obwohl man das Rennen nach Schwert- und Ruderschaden eigentlich schon aufgegeben hatte. Aber irgendwie schaffte es die Crew um Skipper Ken Read, der auch Chef des Segelmachers North Sails ist, sich trotz aller Widrigkeiten die Linehonors zu sichern. Die gesegelte Zeit war dabei sekundaär. Sie betrug 2 Tage, 8 Stunden und 58 Minuten, lag also deutlich über dem Streckenrekord von 1 Tag 18 Stunden und 23 Minuten aufgestellt vom Seriensieger Wild Oats XI im Jahr 2012.

Gib Gas! Comanche war zu schnell für die Konkurrenz und die Crew zu einfallsreich, um sich den Sieg beim Sydney -Hobart nehmen zu lassen. Foto: Andrea Francolini Photography

Gib Gas! Comanche war zu schnell für die Konkurrenz und die Crew zu einfallsreich, um sich den Sieg beim Sydney-Hobart nehmen zu lassen. Foto: Andrea Francolini Photography



Doch Wild Oats schied schon zu Beginn des diesjährigen Wettbewerbs aus, der anfangs durch Starkwind und selektive Bedingungen einen hohen Tribut unter den Teilnehmern forderte. So waren Montag von 108 Startern nur noch 77 Schiffe im Klassement. Unter ihnen auch die deutsche Haspa Hamburg, die einen Zwischenstopp einlegen musste, um einen Schaden am Rig auszubessern. Bei Redaktionsschluss wurde die Yacht vom Veranstalter an 75. Stelle geführt.

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"Es ist ein schweres Rennen”, sagte der siegreiche Skipper Ken Read, dem eine hochkarätige Crew zur Seite stand, der auch America’s-Cup-Sieger Jimmy Spithill angehörte. „Ich bin zweieinhalb Mal um die Welt gesegelt und habe geglaubt, alles erlebt zu haben, aber das hier ist ein schwieriges Gewässer.” Wie knapp dran Read und Kollegen am Ausscheiden waren,  wurde erst nach und nach deutlich: Eine Kollision mit Treibgut riss das backbordseitige Schwert in Stücke, die aber noch an Fallen hingen und drohten, den Rumpf leck zu schlagen. Nach dem Losschneiden schossen die Wrackteile achteraus und beschädigten dabei das Ruderblatt und den Steuermechanismus. „An dem Punkt sagten wir: 'Aus und vorbei'”, gestand Read. „Wir bargen die Segel und trieben rückwärts Richtung Sydney”. Aber dann schlug die Stunde der Bootsbauer an Bord, die die weidwunde Comanche mit Einfallsreichtum und Improvisationskunst wieder in Schuss brachten.

Ehrung der Sieger und Rolex für die Kristy, Gattin des Eigners Jim Clark (4. v. r. mit Brille). Skipper Ken Read tröstet sich mit dem Pokal. Foto: Rolex/Kurt Arrigo

Ehrung der Sieger und eine Rolex für Kristy, Gattin des Eigners Jim Clark (4. v. r. mit Brille). Skipper Ken Read tröstet sich mit dem Pokal. Foto: Rolex/Kurt Arrigo



Es ging also weiter und ein bisschen Glück kam auch ins Spiel, denn der härteste Rivale, die kleinere Rambler 88, der zwischendurch die Führung übernommen hatte, wurde durch ein ähnliches Missgeschick ebenfalls zurückgeworfen. „Ungefähr bei halber Strecke legte wir einen langen Steuerbordschlag ein und machten Hackfleisch aus Rambler”, erzählte Read. „Aus ‚Lass uns einfach fertigsegeln‘ wurde plötzlich die Erkenntnis: ‚Holy crap, wir können noch gewinnen‘”!

Comanche nähert sich Tasmanien.Foto: Rolex/Kurt Arrigo

Comanche nähert sich Tasmanien ohne Backbordschwert. Foto: Rolex/Kurt Arrigo



Und im Gegensatz zum Vorjahr, als Comanche nach anfänglicher Führung bei abflauender Brise Wild Oats XI ziehen lassen musste, legten Read und Co. diesmal trotz Ruderschaden bei leichten und drehenden Winden am Derwent River ein starkes Finish hin. Es war ein großer Moment und eine große Genugtuung für Eigner Clark, der sein siegreiches Schiff beim Zieleinlauf begrüßte, vor einer Kulisse von mehreren Tausend Zusehern.

Es war dies auch der erste Sieg einer US-Yacht nach gesegelter Zeit seit 1998. Damals gewann Software-Magnat Larry Ellison mi Sayonara, doch das Rennen ist in tragischer Erinnerung weil es von mehreren Todesfällen überschattet wurde. Wie Ellison ist Comanches Eigner Jim Clark, 73, ein milliardenschwerer Technologieunternehmer. Clarks Frau, das australische Supermodel Kristy Hinze, 37, war übrigens Teil der Crew auf Comanche, erlebte den Sieg also hautnah mit. Und dafür durfte sie dann auch die fällige Rolex-Armbanduhr in Empfang nehmen.

Bei Redaktionsschluss lieferten sich Rambler 88 und der australische Maxi Ragamuffin 100 eine Duell um Platz 2. In der Wertung nach berechneter Zeit lag die kleine Archambault 13 Teasing Machine aus Frankreich voran.

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