Axopar 37 AC: Das Größere des Guten
Die Finnen von Axopar wurden bisher mit Auszeichnungen überhäuft. Da darf das neue Flaggschiff natürlich nicht abfallen
Dass hinter Axopar keine Einsteiger, sondern finnische Bootsexperten stecken, die auch bei den Marken Aquador, XO Boats oder Paragon Yachts im Spiel sind, ist in der Branche bekannt. Dabei werden diese Boote im Firmensitz Helsinki nur entwickelt und vermarktet, gebaut werden sie hingegen in Polen, bei der Ślepsk-Werft in Augustow, wo gutes Handwerk noch vergleichsweise günstig ist. Nach dem vielbeachteten Debüt der 28er, die auch eine Vielzahl von Auszeichnungen einheimste, waren die Erwartungen für das Topmodell also groß. Artentypisch: Die große Axopar 37AC tut es den kleineren Modellen nach und glänzt mit Speed und Rauwassereigenschaften. Foto: Dieter Wanke
Wie die Auftragszahlen beweisen - Axopar eröffnete bereits eine zweite Fertigung - finden schnittige Boote mit guten Rauwassereigenschaften bei den Kunden Resonanz, zumindest bei solchen, die keinen Wert auf Innenbordmotoren legen, denn diese Variante wird von derzeit nicht angeboten. Schon die 28er konnte in Sachen Komfort auf der Buckelpiste beeindrucken, was für diesen Test erwarten ließ, dass mit einem größeren Boot noch eine Steigerung möglich sein könnte. Weniger einfach ist dann allerdings der Transport der Axopar 37, die ohne Motoren schon mehr als 3 Tonnen auf die Waage bringt. Ein schneller Revierwechsel oder der Transport mit dem Pkw zum Urlaubsort sind also nicht möglich, doch das wäre mit Yachten dieser Größenordnung auch sehr ungewöhnlich.Ein Rumpf, viele Ausstattungen
Wie bei Axopar üblich, baut auch die 37er auf einem offenen Basismodell auf, das mit entsprechenden Optionen aufgerüstet werden kann. Die von uns getestete AC-Version mit ihrem großen Deckshaus ist zum Beispiel voll schlechtwettertauglich, wobei der Vollständigkeit halber erwähnt sei, dass eine Bugkabine auf allen Versionen vorhanden ist. Angeboten werden offene Modelle wie die T-Top und die Sun-Top mit längerem Dach. Dann folgt die Cabin, die, wie unser Testschiff, mit einer zweiten Doppelkabine im Heck zur AC wird (dieses Kürzel steht für Aft Cabin).
Vier Kojen in zwei Doppelkabinen machen die AC voll tourentauglich und das, wie angedeutet, bei jedem Wetter. Besonders praktisch ist das serienmäßige Sonnendach, das sich mit einer Handbewegung öffnen lässt, somit gibt's bei gutem Wetter viel Licht und Luft im Deckshaus. Dieses ist im Vergleich zur 28er deutlich großzügiger und verfügt in der Grundausstattung über ein L-förmiges Sofa samt Tisch. Alternativ kann die Sitzgruppe durch eine an Steuerbord montierte, variable Pantry mit 50-Liter-Kühlschrank, Edelstahlspüle und 2-flammigem Gasherd ergänzt werden, die bei Nichtbenutzung als Tisch dient. Davor sind bequeme Einzelsitze mit Armstützen für Fahrer und Beifahrer montiert. Über große Schiebetüren an beiden Seiten ist der Zugang zum Walk-around-Deck sehr bequem. Ergonomisch einwandfrei ist der übersichtliche und in mattem Anthrazit augenfreundlich lackierte Steuerstand mit viel Platz zur Montage von Zubehör. Positiv: Kompass und iPad-Konsole gehören zur Serienausstattung.

Wandelbar: Die optionale Kitchenette, die sich im Tisch verbirgt. Foto: boats.com/Wanke
Kabine vorn, Kabine achtern
In die geräumige Bugkabine gelang man durch die Tür neben dem Steuerstand an der Backbordseite. Die besteht aus einem Vorraum der mit 1,58 Meter komfortable Sitzhöhe bietet. Sitzgelegenheiten für die Crew und eine serienmäßige elektrische Seetoilette mit 70-Liter Septiktank und ein Waschbecken (gegen Aufpreis) sind wie der 100-Liter-Frischwassertank unter Abdeckungen montiert. Auch ein Gaskocher ließe sich hier auf Wunsch einbauen. Hinter den Vorhängen ist eine zwei Meter lange und 1,58 Meter breite Doppelliege installiert, die für zwei Erwachsene ausreicht.

Loft-Apartment: Die Vorschiffskabine mit WC, Waschbecken und Doppelkoje. Foto: boats.com/Wanke
Belüftungsmöglichkeiten gibt es über seitliche Luken und über eine große Klappe im vorderen Bereich der Kojen, die Bestandteil der optionalen Sonnenliege im Bug ist und auch als Notausstieg dient. Durch Entfernen der mittleren Polster des Salonsofas wird der Zugang in die Achterkajüte frei, die mit 1,29 Meter zwar keine Stehhöhe bietet, aber als gemütliches Nachtlager ihren Zweck erfüllt, zumal die Doppelkojen mit zwei 2,00 mal 1,56 Meter groß genug dimensioniert ist. Luken sorgen auch hier für gute Belüftung.

Kleines Reich: Die Achterkajüte reicht zum Schlafen, mehr aber auch nicht. Foto: boats.com/Wanke
Axopar bietet gegen Aufpreis auch eine Webasto-Heizung und eine Klimaanlage, um den kompletten Innenraum auf angenehmen Temperaturen zu halten,egal, ob man mit dem Boot im Herbst auf der Ostsee oder im Sommer am Mittelmeer unterwegs ist.
Die Außenbereiche achtern und im Bug sind durch Gangborde verbunden, die durch die hohen Bordwände sicher zu begehen sind, besonders auch für Kinder. Dass Sicherheitselemente wie die durchgehende Reling (1607 Euro) und die beidseitige Dachreling, die nur in Verbindung mit dem Targabügel erhältlich ist (1071 Euro), zusätzlich berechnet werden, ist angesichts der ansonsten guten Grundausstattung erstaunlich. Für Bug und Heck können passende Polsterauflagen aufpreispflichtig bestellt werden, um damit zwei große Sonnenliegen für je zwei Personen zu schaffen. Eine Außendusche am Achterdeck gibt es auch, die muss allerdings zusammen mit der Frischwasser-Option geordert werden.

Deckshaus: Die getestete Yacht mit dem großen Deckshaus und em Schiebedach eignet sich für Allwetterbetrieb. Die praktischen Handläufe oben gibt's jedoch nur in Verbindung mit dem Instrumententräger. Foto: boats.com/Wanke
Liebt Power und Welle
Angetrieben wird die Axopar 37 AC von einem oder zwei 2,6-Liter Mercury Verado mit Reihensechszylinder. Basis bildet ein einzelner Verado 350, ansonsten werden nur Doppelanlagen angeboten, die mit zwei Verado 225 beginnen und beim Topmodell Verado 350 enden. Am Testboot waren zwei weiße Verado 300 montiert, ifarblich kompatibel mit dem weißen Rumpf. Obwohl bei der Leistung noch Luft nach oben wäre, ist das Boot mit insgesamt 442 kW (600 PS) stramm motorisiert. Die Gleitfahrt lag nach einer rasanten Beschleunigung von nur fünf Sekunden bei 3000 Umdrehungen und 15,6 Knoten an. Bis zum Erreichen der Höchstgeschwindigkeit von 45,5 Knoten vergingen nur 19 Sekunden - ein sehr guter Wert. Der Tourenzähler zeigte dabei 5650 Umdrehungen, leicht unter dem Richtwert des Herstellers der zwischen 5800 und 6400 Touren liegt. Hier könnte also noch ein bisschen Propelleroptimierung angebracht sein.
Wer nun fürchtet, dass diese Fahrleistungen exorbitante Spritkonsum nach sich zieht wird angenehm überrascht:

Großzügig: Das rundum verglaste Deckshaus mit Esstisch, drehbaren Vordersitzen und ergonomisch einwandfreiem Steuerstand. Foto: boats.com/Wanke
Bei einer zügigen Reisegeschwindigkeit von 22 Knoten und 3500 Umdrehungen, genehmigen sich die Verados stündlich moderate 70 Liter aus dem 730-Liter-Tank. Dabei bleibt auch der Geräuschpegel am Steuerstand mit 69 db(A) erfreulich niedrig. Fahrtenyachten dieser Größe mit zwei Einbaudieseln weisen bei vergleichbaren Geschwindigkeiten einen ähnlichen Verbrauch auf. Bei 30 Knoten steigt der stündliche Konsum allerdings auf 85,5 Liter an, wobei die Motoren jedoch im effizientesten Bereich des Leistungsspektrums laufen. Abzüglich einer 15-prozentigen Reserve bedeutet dies eine Reichweite von rund 220 Seemeilen – eine stattliche Strecke. Das Fahren ist ein Kinderspiel., dank der hydraulischen Lenkung, die sich gut auf den Rudergänger einstellen lässt. Durch die intensive V-Form im Bug und die steile Aufkimmung von 20 Grad liegt der Stufenrumpf äußerst stabil im Wasser und geht butterweich durch jede Welle. Schnelle Vollkreise mit Geschwindigkeiten zwischen 25 und 30 Knoten lassen sich mit engen 1,5 Bootslängen mühelos und gefahrenfrei meistern. Beim langsamen Manövrieren wird allerdings der gleiche Radius benötigt. Den Passagieren wird dabei stets ein sehr hohes Sicherheitsgefühl vermittel, das auch im Falle eines Wassereintritts bestehen bleibt, denn die Axopar 37AC verfügt über zwei elektrische und eine manuelle Bilgenpumpe.

Farbabstimmung: die beiden weißen Verados passen gut zur Rumpffarbe. Gut sichtbar ist auch die große Sonnenliege am Dach der Achterkajüte. Polster kosten allerdings extra. Foto: boats.com/Wanke
Für binnen und buten
Die kraftvolle Motorisierung, der ausgewogene Rumpf und die gute Reichweite lassen die Axopar 37 AC nicht nur im Binnenbereich, sondern auch in Küstengewässern bei ungemütlichen Bedingungen glänzen, wobei das Layout mit zwei Kabinen zu längeren Fahrten einlädt. Am Qualitätsniveau der Komponenten und bei der Verarbeitung war nichts auszusetzen. Der auf den ersten Blick erstaunlich niedrige Einstiegspreis von 95.100 Euro für die Axopar 37 AC täuscht allerdings etwas, denn da fehlen Motoren, Montagekosten und Transportpauschale. Der Grundpreis mit den beiden Mercury Verado 300 inklusive Montage und Transport liegt bei 172.198 Euro und die Einstiegsvariante mit einem Verado 350 beginnt bei 145.529 Euro. Insgesamt also immer noch angemessene Preise für eine Yacht dieser Größe und auf diesem Qualitätsniveau.
Technische Daten Axopar 37 AC
Länge: 11,20 m
Breite: 3,30 m
Tiefgang: 0,85 m (max.)
Leergewicht: 3175 kg (ohne Motor)
Baumaterial: GFK
CE-Kategorie: B
Zulässige Personenzahl: 10
Kojenplätze: 4
Brennstofftank: 730 l
Wassertank: 100 l (Option)
Motorisierung: Außenborder mit XL-Langschaft und einer Leistung bis 2 x 261 kW (350 PS)
Grundpreis mit Testmotoren 2 x Mercury Verado 300 inklusive Montage und Transport: 172.198 Euro
Messungen
Revier: Rhein bei Wiesbaden, Besatzung: 2 Personen, Wasser 14 °C, Luft 13 °C, Wind 0 Bft., See: 0, Tank: Benzin: 500 l, (65%), Wasser: leer

Werft und Händlernachweis
Axopar Boats Oy
C/o Oy Quitas Ab
Piritan aukio 3 C 39
00150 Helsinki
Finnland
Importeure
Boote Polch KG (Lieferant des Testbootes)
Zum Hafen 18
56841 Traben-Trarbach
Nautic Yachting GmbH
Akademiestraße 340213 Düsseldorf
Vertriebsbüro Nordancora marina
An der Wiek 7–15
23730 Neustadt in Holstein;
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