Bavaria E34 Sedan Bootstest
Mit der E34 legt die Werft aus Franken im Segment der Verdränger nach. Auch wenn sie vorwiegend für Binnengewässer gedacht ist, kann sie auch Küste
Bavaria hat die eigene Modellpallette in den letzten Jahren aufgemöbelt, um neue Märkte zu erschließen, wie zum Beispiel mit der Übernahme der französischen Katamaranwerft Nautitech und der Entwicklung des Gleiters R40, mit dem vorwiegend Eigner angesprochen werden sollen. Dazu kommt die bereits angekündigte R55, die das neues Flaggschiff für Bavarias Motorboote wird. Mit der E34 wird nun die Verdränger-Baureihe, die mit der E40 begonnen wurde, nach unten erweitert. Diese E40 kam ein wenig überraschend, denn mit Verdrängern hatte sich die Werft bis dahin noch nicht beschäftigt zumal dieser Markt – zumindest bisher – überwiegend von traditionellen Stahlknickspantern dominiert wurde. Doch genau hier liegt der Ansatzpunkt der fränkischen Bootsbauer, die dabei in mehrfacher Hinsicht radikale Wege beschritten.

Bavarias neuester Verdränger: Die Bavaria E34 ist optisch der größeren E40 sehr nahe, doch hat deutlich geringeren Abmessungen. Foto: boats.com/Wanke
Yachtig und gutmütig
Mit der in diesem Segment eher ungewöhnlichen GFK-Konstruktion soll ein Publikum angesprochen werden, das einen moderneren Geschmack mit Yachtfeeling bevorzugt, denn das wird insbesondere von der jünger werdenden Kundschaft verstärkt nachgefragt. Konzeptionell und beim Layout orientiert sich das neue Modell in allen Punkten an der bereits im letzten Jahr vorgestellten E40. Das trifft auch auf die ungewöhnliche Positionierung des Steuerstandes im hinteren Bereich des Salons zu, eine Maßnahme, die durchaus nicht unumstritten ist. Der potenzielle Markt für den Neuling teilt sich zwischen Privateignern und Charterunternehmen auf. Besonders bei Chartercrews liegt Yachtoptik im Trend, wobei gutmütige Fahreigenschaften die man von Stahlknickspantern kennt, weiterhin gefragt sind. Und diese wurden von den Entwicklern auch der neuen E34 mitgegeben. Gemütliches Reisen, vorzugsweise auf Binnenwassertraßen, ist also auch die Kernkompetenz der Bavaria E34, die wie schon die E40 auch bald in einer Flybridge-Version zu haben sein wird. Auch bei den Antrieben gibt es Varianz. Neben dem konventionellen Diesel soll es in Zukunft auch eine reine Elektroversion geben und eine diesel-elektrische Hybridvariante mit Komponenten vom italienischen Partner Transfluid. Damit soll insbesondere im Küsteneinsatz eine höhere Betriebssicherheit erreicht werden, weil beide Antriebe unabhängig arbeiten, also beim Ausfall des Diesels noch der nächste Hafen erreicht werden kann. Unter Strom ist auch der geräuscharme Betrieb auf Binnengewässern ein besonderer Genuss – zumindest für eine gewisse Distanz.

Von Seglern abgeguckt: Die praktische absenkbare Heckplattform. Foto: boats.com/Wanke
Kompakte Variante des Bavaria-Verdrängerkonzepts
Vom Prinzip her ist die neue E34 eine maßstablich verkleinerte Version der E40, die mit dem selben Layout aufwartet. Dabei werden auch praktische Elemente, wie der seitliche Einstieg durch die Reling geboten, der bei Tourenbooten üblich ist. Auf der E34 allerdings ist dies eine aufpreispflichtige Option. Auch die aus dem Segelbereich bekannte klappbare Badeplattform am Heck ist wieder zu finden, die über einen breiten und gesicherten Zugang über Treppenstufen bequem zu erreichen ist. Die Badeleiter muss seitlich in ihre Halterung gesteckt werden und eine Heckdusche mit Warmwasser gehört zur Grundausstattung. Gangway oder Heckanker stehen bei Bedarf als Optionen zur Verfügung.
Hinter der großen Glasfront mit Schiebetür zum Salon befindet sich eine L-förmige Sitzgruppe, wahlweise mit Holztisch. An Backbord ist zusätzlich noch ein Einzelsitz einlaminiert, womit es für eine vierköpfige Besatzung genügend Sitzgelegenheiten gibt. Die Sitze werden zwar vom überstehenden Dach etwas geschützt, die Randbereiche bleiben aber bei Regen nicht trocken. Um dies zu gewährleisten müsste eine Heckpersenning montiert werden. Über beidseitige Gangborde gelangt man auf das Vorschiff mit einer großen gepolsterten Sonnenliege für drei und der Ankerinstallation. Unverzichtbare Ausrüstungsgegenstände wie Grundeisen und Kette werden gegen Zuzahlung von 1190 Euro angeboten, die elektrische Ankerwinde gehört kurioserweise zur Serienausstattung.

Platz für drei: Sonneliege am Vordeck der E34. Foto: boats.com/Wanke
Entweder Heizung oder Klimaanlage
Auffälligstes Element ist wie schon auf der E40 der zentral im hinteren Teil des Salons platzierte Steuerstand, der direkt vor der hinteren Verglasung montiert ist. Dort befindet sich auch der Niedergang zu den achterlichen Doppelkabine (ohne Luk für Notausstiege) mit einer zwei Meter langen und 1,60 Meter breiten Koje, sowie einer Nasszelle. Serienmäßig ist eine Pumptoilette, sowie ein Spülbecken mit Duschkopf in der Armatur und einer kleinen Belüftungsluke.
Typisch für die E-Baureihe ist die großzügige Rundumverglasung im Salon plus Oberlichte, die auch auf der neuen E34 ein helles und freundliches Ambiente produzieren. Vier Dachluken, wie auf dem Testboot, sind auf Wunsch zu haben, wobei die beiden vorderen elektrisch bedienbar sind. Zwei seitliche Schiebefenster sorgen für gute Belüftung, von der auch die Pantry profitiert, die wie schon auf der E40 an Backbprd installiert ist. Ein zweiflammiger Gasherd samt Ofen – wahlweise auch ein Elektro-Ceranfeld – gehören ebenso zur Grundausstattung, wie eine Edelstahl-Doppelspüle und ein von oben befüllbarer 110-Liter-Kühlschrank. Bei vollständiger Füllung sind allerdings unten liegende Inhalte nicht ohne größere Räumarbeiten erreichbar. Bei Getränken ist das nicht so schlimm, wenn aber frische in dem sich unten sammelnden Kondensat liegen, ist das nicht jedermanns Sache. Dafür gibt es aber mit der optionalen 30-Liter-Kühlschublade Abhilfe, die unter der Sitzfläche an Steuerbord montiert wird.

Kombüse Backbord: Die Kochgelegenheit in der einzeiligen Pantry bietet neben guter Ausstattung auch eine fantastische Aussicht. Foto: boats.com/Wanke
Hier wartet auch die obligatorische Sitzgruppe mit Tisch auf bis zu vier Besatzungsmitglieder. Wird der absenkbare Salontisch in der Optionsliste angekreuzt, entstehen hier nach dem Umbau zwei weitere Kojen für Gäste. Auch bei der Frage nach Heizung oder Klimaanlage (beides Optionen) muss sich der Kunde entscheiden, denn beides zusammen wird von Bavaria nicht angeboten.
Der zweite Niedergang vorne führt zur Bugkabine, die mit einer 2 x 1,73 Meter großen V-Koje ausgestattet ist, die zwei Erwachsenen Platz betet. Im Gegensatz zur Achterkajüte wurde hier ein großes Dachluk für die Belüftung und den Notausstieg installiert. Auch eine Nasszelle ist vorhanden, allerdings mit eingeklebtem Fenster, das nicht zu öffnen ist. Hier soll die eingebaute Belüftung für gutes Raumklima sorgen. Warmwasser gibt es serienmäßig aus einem 40-Liter-Boiler, eine separate Dusche mit Belüftung und elektrische Toiletten sind gegen Zuzahlung wohlfeil. Noch ein Wort zur Stehhöhe: Diese beträgt in allen Räumen etwa zwei Meter.

Eigners Reich: Die V-Koje im Vorschiff der E34 mit angrenzender Nasszelle. Foto: boats.com/Wanke
Variationen beim Antrieb
Motorisiert ist die Bavaria E34 grundsätzlich mit einzelnen von Volvo-Penta-Dieselmotoren und einem Wellenantrieb. Basis ist ein D2-60, gefolgt von dem im Testboot montierten D3-110. Topmotorisierung wäre der D3-220, den die Werft für den Betrieb an der Küste empfiehlt. Bald soll das Boot, wie oben erwähnt, mit Elektroantrieb und dem aus der E40 bekannten Hybridantrieb von Transfluid angeboten werden.
Beim Test beschleunigten die 81 kW (110 PS) des 2,4-Liter-Fünfzylinder-Diesels die Yacht in 12 Sekunden auf eine Höchstgeschwindigkeit von 9 Knoten, wobei die Drehzahl leicht über dem werkseitig angegebenen Wert von 3070 Umdrehungen lag. Die effizienteste Fahrt wurde bei 2000 Umdrehungen ermittelt, wobei stündlich bei 7,2 Knoten Fahrt 6,7 Liter Kraftstoff verbraucht werden. Serienmäßige Tankgröße ist 270 Liter, optional sind auch Tanks mit 540 Litern verfügbar.

Der 110-PS-Volvo-Penta-Diesel im Testschiff. Bald sollen auch ein Elektro- und Hybridantrieb folgen. Foto: boats.com/Wanke
Abzüglich 15 Prozent Reserve, sind so je nach Tankvolumen stattliche Reichweiten von 247 bis 493 Seemeilen möglich. Kontrolliert wird alles vom zentralen Steuerstand im Salon, der direkt von der E40 übernommen wurde, mit Verbesserungen von ergonomischen Details. Alle Bedienelemente sind gut sichtbar, die Anzeigen sind gut ablesbar. Der Start-Stopp-Knopf für den Diesel ist ebenfalls im Blickfeld und leichter erreichbar. Das große Steuerrad stammt wie die praktische Heckklappe aus dem Segelbereich. Für die präzise Bedienung dieser Yacht ist ein großes Rad ein Zugewinn. Die Sitzbank nimmt neben dem Steuermann noch ein weiteres Crewmitglied auf, allerdings muss der Rundergänger Platz machen, wenn es den Passagier an einen anderen Ort zieht. Im Sitzen gibt es vom Steuer aus gute Sichtlinien, doch wer die E34 im Stehen manövriert will und etwas größer ist, kommt mit der maximale Stehhöhe von nur 1,79 Meter schnell an die Grenze.

Steuerstand achtern: Der Rudergänger hat gute Rundumsicht, doch nur beschränkte Kopffreiheit beim Stehen und störende Lichtreflexionen bei Nachtfahrt. Foto: boats.com/Wanke
Die Geradeausfahrt absolviert die Probandin sowohl in Schleichfahrt, als auch mit Vollgas mit Bravour. Auch das Verreißen des Ruders bringt das Schiff nicht aus der Ruhe, ein positives Sicherheitsmerkmal. Bei langsamer Rückwärtsfahrt ist der Radeffekt deutlich zu spüren. Die Kurve gelingt hier nur auf die Schokoladenseite. In die andere Richtung will sich das Boot ohne Nachhilfe nicht so recht bewegen. Insbesondere das Bugstrahlruder, aber auch das Heckstrahlruder, das im Kiel untergebracht ist, sind deshalb sehr empfehlenswert, um das problemlose Manövrieren im Hafen zu erleichtern. Auffälligkeiten gab es während des Tests auch bei der schnellen Kurvenfahrt. Bei Vollkreisen unter Vollgas wurde eine bemerkenswerte Krängung nach Außen gemessen, die je nach Richtung zwischen 15 bis 19 Grad betrug. Der Kurvenradius liegt bei normaler Marschfahrt bei zwei Bootslängen.

Besser geordnet: Der Steuerstand wurde von Bavaria ergonomisch aufgemöbelt. Foto: boats.com/Wanke
Abrundung der E-Linie nach unten
Mit der E34 macht die Werft einen weiteren Schritt auf Verdrängermarkt und spricht damit Kunden an, die an dieser Art des Reisens Gefallen finden, aber den Platz einer größeren Yacht nicht benötigen. Die Bavaria E34 ist in der Grundausstattung mit Basismotorisierung ab 189.210 Euro erhältlich. Mit dem D3-110 im Testboot fallen üppige 20.000 Euro mehr an, wobei der Unterschied beim Listenpreis des kräftigeren Motors beim Hersteller nur knapp die Hälfte dieses Aufschlags beträgt. Nach Herstellerangaben wird hier aber ein hoher Volumenrabatt beim Einkauf der Basismotorisierung an den Kunden weitergegeben. In allen Fällen werden einige unverzichtbare und empfehlenswerte Extras diese Preise allerdings deutlich nach oben verschieben. Die Werft bietet sinnvolle Ausstattungsoptionen an, die in preiswerteren Paketen zusammengefasst werden. Der zentrale Steuerstand im Salon mag nicht jedermanns Sache sein, bringt aber durchaus seine Vorteile, wie gute Übersicht und direkten Kontakt zur Crew. Durch Lichtreflexionen in den Scheiben des Salons ergeben sich aber auch Nachteile, insbesondere bei Nachtfahrten. Dann sollte der Salon komplett dunkel bleiben bzw. die Arbeitsbeleuchtung sollte dann auf schwaches Rotlicht beschränkt werden. Wer aber nach Sonnenuntergang lieber einen Hafen bzw. eine netten Kneipe aufsucht, wird sich daran aber kaum stoßen.

Heck mit Klappe: Gut sichtbar ist die klappbare Badeplattform zwischen den beiden Stufenabgängen. Foto: boats.com/Wanke
Technische Daten: Bavaria E34 Sedan
Länge: 10,30 m
Breite: 3,50 m
Tiefgang: 0,92 m
Leergewicht: 7.550 kg
Durchfahrtshöhe: 3,40 m
Baumaterial: GFK
CE-Kategorie: B (C)
Zulässige Personenzahl: 6 (12)
Kojenplätze: 4 + 2 (Option)
Brennstofftank: 270 l
Wassertank: 300 l
Grauwassertank: 120 l (Option)
Motorisierung: Innenborder, Diesel-Einzelanlagen mit einer Leistung ab 44 kW (60 PS) bis 162 kW (220 PS)
Grundpreis mit Volvo Penta D2-60: 189.210 Euro
Preis mit Testmotorisierung Volvo Penta D3-110: 209.440 Euro
Messung mit Volvo Penta D3-110 mit 81 kW (110 PS)
Revier: Havel bei Werder, Besatzung: 5 Personen, Wasser 20 °C, Luft 21 °C, Wind 0 Bft., See: 0, Diesel: 216 l (80 Prozent), Wasser: 94 l (31 Prozent).

Werft
BAVARIA Yachtbau GmbH
Bavariastraße 1
D-97232 Giebelstadt