Jaguar JC 48: Flotter Luxus
Viel Platz und Antriebseffizienz sind nur zwei Gründe für die wachsende Beliebtheit von Motorkatamaranen. Die Jaguar JC 48 bietet dazu auch einiges an Luxus - zu einem Preis.
Die Entwicklung der Jaguar JC 48 geht auf eine Initiative von Nigel Hogget zurück, der sich früher in England um den Vertrieb der Lagoon Powerkats kümmerte. Das Geschäft, das um die Jahrtausendwende begonnen hatte, wurde durch die Bankenkrise gebremst, sodass die Werft die Produktion einstellte, was dazu führte, dass leistungsstarke Motorkatamarane in der Konjunkturerholung zur Mangelware wurden. Daraus entstand bei den Briten die Idee, die Lücke mit einem eigenen Flybridge-Motorkatamaran zu schließen. Hogget bat den bekannten Konstrukteur Bill Dixon (Moody, Sealine) seine Ideen für die Entwicklung des neuen Kats umzusetzen, der in China gebaut wird. Es sollte aber noch bis 2014 dauern, bis das erste Jaguar-Modell, die JC 48, Premiere feierte. Bald sollen aber auch ein größeres Modell, der JC 56, und eine Trawler-Linie folgen.

Bill Dixons elegante Linienführung verleiht dem Jaguar JC 48 die spezielle Optik. Foto: boats.com/Dieter Wanke
Die sportliche Optik des JC 48 zeigt Dixons gute Arbeit, denn die überaus schnittige Linienführung ist für Powerkats eher ungewöhnlich. Viele dieser Doppelrümpfer wirken etwas plump, ein Umstand, der der großen Breite geschuldet ist. Andererseits ist das Boot sehr luxuriös ausgestattet und macht deshalb auch einen sehr eleganten Eindruck. Diem dabei verarbeiteten Materialien haben Spitzenniveau und die hohe exzellente Verarbeitungsqualität schlagen sich allerdings auch im Preis nieder, der deutlich jenseits der Millionengrenze liegt. Dafür bekommt der Eigner dann auch ein besonderes Boot mit enorm viel Platz an Bord und exzellenten Langstreckeneigenschaften. So reicht eine Tankfüllung bei gemütlicher Verdrängerfahrt spielend für Distanz von Mallorca nach Malta, was man ansonsten eher von Segelyachten gewohnt ist.

Auch die Sitzecke im Salon beweist die Liebe zum Detail bei der Verarbeitung. Foto: boats.com/Dieter Wanke
Üppige Grundausstattung mit edlen Materialien
Den Ansprüchen der Kundschaft, die sich für Yachten in diesem Preissegment interessieren, wird selbst die Grundausstattung schon gerecht, denn vom Teakdeck bis zum Generator ist alles Wichtige schon an Bord. Das Boot ist nicht nur elegant, sondern auch gut durchdacht, wie das Layout belegt. Da die Jaguar als reiner Motorkatamaran konzipiert ist, wird auf den Gangborden nicht so viel Platz benötigt, wie bei einem Segler. Die Wände des Salons rücken also nach außen, womit sich sowohl der Innenraum als auch die Lebensqualität an Bord vergrößern. Der Raum zwischen den beiden Bügen wird auf der JC 48 nicht etwa mit einem Netz oder Trampolin überbrückt, sondern mit einem durchgehenden Deck aus GFK-Laminat.

Lounge am Vordeck, das ganz ohne Trampolin auskommt. Foto: boats.com/Dieter Wanke
Eine gepolsterte Bestuhlung lädt zum Platznehmen oder wahlweise auch zum Sonnenbad ein. Bequem sitzen lässt es sich auch auf der großen Sitzgruppe am Edelholztisch im Cockpit, das ohne Stufen nur durch eine Schiebetür abgetrennt in den großen Salon übergeht. An Backbord befindet sich zunächst eine komplett mit Elektroherd, Ceranfeld, Kühlschrank und Doppelspüle ausgestattete Küche mit soliden Arbeitsplatten aus Kunststein für die Essenszubereitung. Davor befindet sich eine Lounge mit Sitzgelegenheiten und einem Fernseher, der auf Knopfdruck in einem Sockel verschwindet. An Steuerbord gibt es achtern eine weitere Sitzgruppe mit Sofa, Tisch und Hockern. Davor befindet sich ein mächtiger Innensteuerstand mit allem erdenklichen Instrumentarium am Armaturenträger und einer Scheibenwischeranlage, womit sich die JC 48 auch bei unwirtlichem Wetter sicher bewegen lässt, ohne dass der Rudergänger den Elementen ausgesetzt wäre.

Steuerstaqnd mit reichhaltiger Instrumentierung. Foto: boats.com/Dieter Wanke
Ein Gang führt zu drei Doppelkabinen im vorderen Schiffsbereich, wobei je eine Gästekajüte and Backbord und Steuerbord installiert sind, jede mit eigenem Bad samt abgetrennter Duschkabine. Der Bug bleibt dem überaus großzügigen Eignerbereich vorbehalten, mit dem Schlafzimmer samt geräumigem Doppelbett. An Backbord befindet sich abgetrennt und etwas tiefer gelegen ein Arbeitsraum mit Schreibtisch und großem Kleiderschrank, der auch als Ankleidezimmer dient. Bad mit elektrischer Toilette und Dusche liegen gegenüber auf der Steuerbordseite, ebenfalls etwas tiefer gelegt. Wahlweise gibt es statt der großen Eignersuite auch zwei Doppelkabinen mit eigenen Nasszellen.

Luxuriöse Eignersuite im Vorschiff. Foto: boats.com/Dieter Wanke
Bleibt noch das Obergeschoß mit Flybridge und dem Außensteuerstand mit hervorragender Rundumsicht, der bei gutem Wetter wohl der beliebteste Platz im Haus ist - solange kein zu starker Seegang herrscht. Wer nicht am Steuer oder als Ausguck eingeteilt ist, kann sich auf der angrenzenden Sonnenliege lang machen, oder hinten auf einer sehr geräumigen Sitzgruppe rund um einen Tisch Platz nehmen. Eine Wetbar ist Standard, Kühlschrank oder Grill sind gegen Zuzahlung zu haben.

Steuerstand auf der Flybridge mit Liegefläche. Foto: boats.com/Dieter Wanke
Flottes Fortkommen mit starken Dieseln
Im Testboot war die Standardmotorisierung in Form von zwei Yanmar 8LV-370 Dieseln mit je 272 kW (370 PS) verschraubt. Wer mit weniger Pferdestärken klar kommt, kann sich auch für etwas preiswertere Yanmar 6BY-260 entscheiden. Für größeren Kraftbedarf kann man aber auch gegen Zuzahlung Cummins QSB6,7-480 Motoren installieren lassen. Bei all diesen Optionen gelangt die Kraft über V-Drive-Wellenanlagen ins Wasser. Für Freunde von Pod-Antrieben stehen alternativ noch Volvo Penta IPS 600 mit 320 kW (435 PS) zur Wahl, allerdings für einen knapp sechsstelligen Aufpreis.

Eines der beiden Yanmar-Dieselaggregate. Foto: boats.com/Dieter Wanke
Unter Volllast, bei der die beiden 4,5-Liter-Doppelturbo-V8-Diesel mit 3700 Umdrehungen nur einen Hauch unter der Nenndrehzahl arbeiten konnte eine Spitzengeschwindigkeit von 18,9 Knoten ermittelt werden. Wer auf 2000 Touren reduziert, ist mit neun Knoten nur noch knapp halb so schnell unterwegs, doch verbrennt mit 26 Litern pro Betriebsstunde auch deutlich weniger Treibstoff. Dank des üppigen 1500-Liter-Tanks sind auch nach Abzug von 15 Prozent Reserve Reichweiten von rund 400 Seemeilen kein Problem. Deutlich weiter geht's man den Gashebel noch mehr zurück nimmt, sodass etwa 1500 Umdrehungen anliegen, denn dann wären bei knapp sieben Knoten Fahrt stattliche 700 Seemeilen realisierbar. Im Mittelmeer lässt sich's damit problemlos kreuzen, doch wer es auf Atlantiküberquerung angelegt hat, braucht entweder Zusatztanks oder muss die Nordroute mit Stopps in Island und Grönland wählen.

Offenes Achtercockpit mit ebenem Durchgang zum Decksalon. Foto: boats.com/Dieter Wanke
Sicherheit durch Stabilität und Redundanz
Auch bei den Fahreigenschaften zeigt sich die JC 48 souverän, wobei sich Besatzung und Mitfahrer dank der Stabilität, die durch die großen Breite gegeben ist, jederzeit sicher fühlen. Enge Kurven unter voller Fahrt gehören allerdings nicht zu den Stärken dieser Bootsgattung, da wird auch der Jaguar JC 48 etwas bockig. Denn bei eingeschlagenen Rudern werfen die Propeller impulsartig das Wasser auf die Ruderblätter, was zu deutlich wahrnehmbaren Vibrationen an Bord führt. Erst bei 10 Bootslängen Durchmesser gelingen schnelle Vollkreise ohne dieses Phänomen. Im Gegensatz zu diesen durch die Bauart bedingten Limitationen, sind die Manövriereigenschaften im Hafen ausgezeichnet. Bei gegenläufigen Antrieben dreht der Kat auf der Stelle, wobei die im Testboot eingebauten Bug und Heckstrahlruder überflüssig waren. Praktisch waren sie trotzdem und zwar für das seitliche Anlegen, das dann fast genau so funktionierte, wie mit einer Joystick-Steuerung. Der vielleicht größte Vorteil eines Powerkats ist die Betriebssicherheit, die sich durch die Redundanz der identischen Antriebssysteme in beiden Rümpfen ergeben. Selbst bei Totalausfall eines Aggregats bleibt die Mobilität erhalten, um zumindest einen Nothafen aus eigener Kraft zu erreichen.
Motorkatamarane waren einst Exoten, doch ihre Seetüchtigkeit und ihr überragendes an Platz und Komfort sorgen für eine steigende Nachfrage. Neben Produktionswerften wie Fountaine-Pajot, Lagoon oder Bavaria kämpft der in England konzipierte und in China gebaute Jaguar JC 48 um Marktanteile. Mit gediegener Ausstattung und Verarbeitung ist diese Yacht mit ihrem Grundpreis von knapp 1,1 Millionen Euro in einem Segment angesiedelt, das vom Mitbewerb (noch) nicht mit Vergleichbarem auf ähnlicher Rumpflänge bespielt wird. Wer sich den Luxus gönnen will und auf Langsteckentauglichkeit Wert legt, sollte mit dem JC 48 gut liegen, muss dafür aber auch entsprechend tief in die Tasche greifen.

Stimmiges Äußeres, imposante Fahrleistung, und gute Verarbeitung stellen dem JC 48 ein gutes Zeugnis aus. Foto: boats.com/Dieter Wanke
Technische Daten Jaguar JC 48
Länge: 14,47 m
Breite: 6,83 m
Tiefgang: 1,17 m
Leergewicht: 25.000 kg
Durchfahrtshöhe: keine Angabe
Baumaterial: GFK
CE-Kategorie: C
Zulässige Personenzahl: 12
Kojenplätze: 6-8
Brennstofftank: 1500 l
Wassertank: 500 l
Fäkalientank: keine Angabe
Motorisierung: Innenborder Diesel mit einer Leistung ab 2 x 191 kW (260 PS) bis 2 x 358 kW (480 PS)
Grundpreis mit Testmotorisierung 2 x Yanmar 8LV-370: 1.089.761 Euro
Messung mit 2 x Yanmar 8LV-370, Leistung je 272 kW (370 PS)
Revier: Mittelmeeer bei Le Grande Motte, Besatzung: 3 Personen, Wasser 14 °C, Luft 11 °C, Wind 2 Bft., See: 2, Tank: Diesel: 1500 l, (100%), Wasser: leer

Werft (Testpartner)
Jaguar Catamarans International Ltd.
32 Wattleton Rd., Beaconsfield
Buckinghamshire HP9 1SE
United Kingdom