Es gib sie also doch noch, die Boote, die sich von der Masse, vom Alltäglichen, vom Produktionsallerlei absetzen und dabei wohltuend unterscheiden. Das scheint zwar seltener der Fall zu sein, aber wenn es dann mal passiert, ist es umso bemerkenswerter, wie das Beispiel der Tofinou 10.c beweist, die im Vorjahr angekündigt wurde. Die französische Latitude 46 -Werft, die das Boot herstellt, war bisher eher für herzensbrecherisch schöne Daysailer bekannt, die traditionelle Optik über Wasser mit modernen, schlanken und effizienten Anhängen darunter kombinieren.

Klassisch gestylt aber auch modern ausgestattet. So stellt sich die -Tofinou 10 am Wasser dar.

Klassisch gestylt aber auch modern ausgestattet. So stellt sich die Tofinou 10 am Wasser dar.



Dem einschlägigen Publikum gefällt dies gut, doch Segler mit Ansprüchen an eine halbwegs praktikable Unterkunft wurden damit eher nicht bedient. Das ist ab sofort anders, denn die neue Reihe von Fahrtenyachten, die Latitude ankündigte, hat mit der Tofinou 10.c gleich einen spektakulären Start hingelegt. Der Zusatz Punkt-c in der Modellbezeichnung steht vermutlich für Cruising. Diese Yacht soll offensichtlich nicht nur Käufer ansprechen, die auf klassische Eleganz Wert legen, sonder auch solche, die ein wenig mehr Platz unter Deck wollen und ein wenig Komfort dazu weil sie mit dem hübschen Vehikel auch auf Tour gehen wollen.

Die Konstrukteure von Joubert Nivelt haben dem Boot elegante Linien verpasst, wie es einer Tofinou gebührt, doch in dem Fall war’s ein ziemliches Kunststück, bedenkt man die größere Breite und den höheren Freibord verglichen mit den bisherigen Daysailer-Modellen. Die Tricks, die dabei zur Anwendung gelangten, beinhalten die ausgiebige Verwendung von Zierhölzern am Kajütaufbau und an den Sülls (vieles davon ist zur Wartung abnehmbar und dient neben der gefälligen Optik auch der Sicherheit bei rauem Wetter) und natürlich ein Teakbelag an Deck.

Mahagoni und Teak in eleganter Kombination verhelfen dem Boot zu gediegenem Aussehen.

Mahagoni und Teak in eleganter Kombination verhelfen dem Boot zu gediegenem Aussehen.


Unter Deck


Die Unterkunft ist deutlich größer und kommoder als auf den eher minimalistischen Daysailern, doch zum Glück haben es sich Konstrukteure und die Werft verkniffen, das Boot mit unnötigem Gedöns vollzurödeln. Das größtenteils offene Layout bietet eine Doppelkoje im Bug, einen passend großen Salontisch, eine kleine Galley, sowie ein angemessenes Bad und eine Gästekabine achtern. Auf dem ausgestellten Boot war das Interieur aus Teak gefertigt, mit vielen weißen Flächen für einen schönen Kontrast dazu Skylights im Kajütdach für viel natürliches Licht. Bei der Kopffreiheit gilt das Relativitätsprinzip: Viel im Vergleich zu anderen Tofinous, wenig im Vergleich zu modernen Produktionsyachten ähnlicher Größe. Basketballstars hätten ihre liebe Not, Erwachsene normaler Größe kommen gut klar. Alles in allem ein gelungener Kompromiss, der die Proportionen intakt lässt.

Geschickt getarnt: Der höhere Freibord der Tofinou fällt durch verschiedene Designkniffe kaum auf.

Geschickt getarnt: Der höhere Freibord fällt durch verschiedene Designkniffe kaum auf.



So traditionell-elegant die Rumpflinien anmuten, mit den modernen Kielen, die für die Tofinou 10 angeboten werden und der Doppelruderanlage, sind gute Performance und vortreffliche Manövriereigenschaften beinahe garantiert. Viel zum appetitlichen Aussehen des Bootes tragen auch die Kontrollleinen bei, die, wo immer möglich, versteckt nach achtern geführt werden. Diese Maßnahe betont auch die recht breiten Seitendecks, das aufgeräumte Vordeck und das blendend organisierte Cockpit. Gesteuert wird serienmäßig und standesgemäß mit einer lackierten Mahagonipinne, doch ein mittig montiertes Steuerrad ist als Option ebenfalls im Angebot. Ein weiteres Beispiel für die durchdachten Details sind die beiden ausfahrbaren Multifunktionsbildschirme die im Seitendeck versteckt und für den Gebrauch ideal positioniert sind: unmittelbar vor dem Rudergänger, der so alle wichtigen Informationen stets vor Augen hat, ohne dass irgendein hässlicher Instrumententräger den stimmigen Gesamteindruck stört.

Helles Ambiente und Wohnkomfort für mehr als nur Campingsegeln: Das Interieur der neuen Tofinou10

Helles Ambiente und Wohnkomfort für mehr als nur Campingsegeln: Das Interieur der neuen Tofinou 10.c



Die Yacht wird wie angedeutet, mit zwei Kielversionen angeboten: Entweder ein fixer Flossenkiel mit Ballastbombe, die den Schwerpunkt weiter nach unten setzt, oder ein elektrisch einfahrbarer Schwenkkiel, der in einem Kastenl im Rumpf verschwindet, womit die Tofinou 10 nicht nur seichte Gewässer befahren, sondern auch über eine Rampe ein- und ausgeslippt werden kann. Das 7/8-Rigg ist aus Alu - gegen Aufpreis aber auch aus Kohlefaser - und dürfte dabei einfach zu kontrollieren sein. Gemeinsam mit den Doppelrudern scheint somit gewährleistet, dass sich diese hübsche Yacht auch bei Schietwetter gut beherrschen lässt. Die installierte Ausrüstung entspricht den gehobenen Ansprüchen, wie z. B. die Mastschiene von Harken oder die Fallen aus Dyneema. Die Schoten und Trimmleinen werden über Winschen auf zwei Sockeln bedient, die unmittelbar vor dem Platz des Steuermanns beidseitig im Cockpit installiert sind. Die Rollanlage der Selbstwendefock hingegen wird elektrisch angetrieben. Ein- oder Zweihandbetrieb sind dabei eine Selbstverständlichkeit.

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Skylight am Vordeck



Der Stauraum an Deck verteilt sich auf die Backskisten, wo Fender in ihren eigenen Halterungen und Festmacher die man sauber aufgeschossen an einen Stange hängen kann, gut aufgehoben sind. Kleine Dinge, die viele Hersteller “vergessen”, machen eben auch hier den Unterschied zur Massenware. Im Übrigen gibt es auch Raum für überschüssige Leinen, die unter den Sitzen hinten im Cockpit verschwinden.

Ausrüstung & Optionen


Wie erwähnt, findet sich an Bord der Tofinou 10.c viel wertiges Ausrüstungsgut, das man auf anderen Schiffen gewöhnlich nur gegen Aufpreis erhält. Sogar im Standard wird schon viel Teak verbaut, wobei andere Decksbeläge, auch solche aus synthetischem Teakersatz, angeboten werden. Clever ist der Cockpittisch, der sich aus dem Cockpitboden heben lässt, doch das gibt’s anderswo auch. Betreffend Rigg: Der Alumast wird in diskretem Beige geliefert, wobei schwarzes Kohlefaser dem Boot fast noch besser steht, allerdings gegen empfindliche Zuzahlung. Der Einfachheit halber kann die Tofinou 10 mit Selbstwendefock geordert werden, doch dann empfiehlt sich für sportlichere Segler auch ein Gennaker, der den Spaß auf raumen Kursen entsprechend erhöht.

Stärken und Kompromisse


Die Tofinou 10.c ist ein Hingucker, keine Frage, noch dazu gut ausgestattet und sauber verarbeitet. Und das Segeln wird dank moderner Designmerkmale leicht von der Hand gehen und großen Spaß machen, wobei das Boot auch nicht sonderlich aufwändig zu warten sein dürfte. Die Auslegung kommt einem Paar entgegen, das mehr als bloß zum Sundowner aufs Wasser will, also auch ein langes Wochenende oder vielleicht gar ein paar Wochen unterwegs sein und zwischendurch auch mal ein oder zwei Gäste willkommen heißen möchte. Der gravierendste Nachteil? So viel Gutes kostet natürlich auch gut. Und das hat seine Richtigkeit, denn wenn jeder sich so ein Vehikel leisten könnte, wär’s ja nicht außergewöhnlich.

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Technische Spezifikationen Tofinou 10.c
Lüa: 9,9 m
Breite: 3,4 m
Tiefg. (Festkiel/Schwenkkiel): 2,0 m/ 1,0 m - 2,35 m
Ballast Festkiel/Schwenkkiel): 1,2/1,3 t
Verdr.: 4,2 t
Segelfl.: 56,2 m2
Wasser: 140 l
Treibst.: 50 l
Motorisierung: 20hp Yanmar diesel engine with sail-drive and folding propeller
Konstrukteur: Joubert-Nivelt
Preis: ca. 260,000 Euro

Werft
Latitude 46
Rue Elie Barreau 1700
La Rochelle
Frankreich
Tel:+33 (0)5 46 09 41 79

Importeur
Grafyachting
Werftstrasse 18
CH-8280 Kreuzlingen
Tel: +41 71 688 30 37

 

Zu unseren Anzeigen von Tofinou-Yachten

Geschrieben von: Rupert Holmes
Rupert Holmes has more than 70,000 miles of offshore cruising and racing experience, in waters ranging from the North Sea to the Southern Ocean and Cape Horn. He writes about all aspects of boat ownership and marine travel, including destinations, seamanship and maintenance, as well as undertaking regular new boat and gear tests. He currently sails around 5,000 miles per year and in the past couple of seasons has cruised from the UK to the Azores, as well as winning his class in the 2014 two-handed Round Britain and Ireland Race. He also owns two yachts, one based in the Mediterranean and the other in the UK.
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