Ratgeber: Perfekt gepackt ist halb gewonnen
Was nehme ich mit? Was lasse ich daheim? Wo liegt beim Packen der feine Unterschied zwischen zu viel, zu wenig und genau richtig?
Lynda Morris Childress, eine erfahrene Blauwasserseglerin, die auf ihrer Atlantic 70 Stressbuster mit Chartergästen durch die Ägäis schippert, hat sich über die Jahre genau angesehen, was Gäste so alles mit an Bord schleppen und aus ihren Beobachtungen eine Liste erstellt, die Ihnen helfen wird, nur das mitzunehmen, was für einen tollen Urlaub am Wasser nötig ist und den Rest an Land zu lassen, wo überflüssiger Ballast am besten aufgehoben ist.

Alles dabei? Nicht zuviel, aber auch nix vergessen? Unser Ratgeber hilft, die richtige Balance zu finden.
Grundsätzlich gut beraten ist, wer es sich angewöhnt, eine Packordnung einzuhalten in der die Kleidung in Gruppen gefaltet und gestapelt wird: T-Shirts, Unterwäsche, Hosen, Pullover, etc., egal wie, jeder hat eine eigene Logik und ein spezielles System, aber die sollten beibehalten werden, damit das Auffinden und Ordnunghalten leichter fällt. Vakuum-Verpackungen (Plastiksäcke mit Reißverschluss) oder Zusammenrollen helfen ebenfalls, Platz zu sparen. Und selbst wenn man ein wenig zu knapp gepackt hat und saubere Kleidung auszugehen droht, keine Panik: In vielen Marinas und Häfen der beliebten Charterreviere gibt es Münzwäschereien.
Reisedokumente: Auch wenn man weiß, dass man im Besitz aller nötigen Ausweise und Bescheinigungen wie Reisepass und Visum für das Reiseziel ist, ist es ratsam sich vor Antritt der Reise zu vergewissern, dass sie auch alle im Gepäck sind. Betreffend Kreditkarten: Setzen Sie ihre Bank von ihrer Reise in Kenntnis, denn im Zeitalter der ungebremsten Online-Kriminalität kann es leicht passieren, dass das Geldinstitut Ihre Kreditkarte für gestohlen hält und sperrt, wenn plötzlich unangesagte Abbuchungen im Ausland vorgenommen werden.
Taschenformat: Sperrige Koffer haben an Bord eines Bootes nichts zu suchen, Punkt. Schon gar nicht Hartschalenkoffer, denn die können Teak und Lackierung beschädigen und lassen sich nicht in dem oft begrenzten Stauräumen unterbringen. Weiche Stofftaschen oder sogenannte Duffelbags sind ideal, weil sie sich nach dem Auspacken klein falten und verräumen lassen. Große Taschen haben manchmal auch Räder und Teleskopgriffe. Die sind in begrenztem Rahmen zulässig, doch imZweifelsfall lieber zwei kleinere Gepäckstücke nehmen als ein großes, auch wenn man dafür ein paar Euro Zuschlag zahlen muss.

Richtig und falsch: Der Rollkoffer links im Bild ist kein geeignetes Transportmittel für das persönliche Segelgepäck, weil klobig und schwer zu verstauen. ideal sind weiche Stofftaschen (r.)
Packstrategie: Füllen Sie ihre Taschen mit allem, was sie bringen wollen, dann schmeißen Sie die Hälfte wieder raus. Einer der häufigsten Fehler ist die Packwut, bei der einfach immer zu viel mitgenommen wird. Urlaub an Bord ist lässig, besonders in warmen Gefilden und dementsprechend soll auch die Bekleidung gewählt werden. Weniger ist dabei mehr und lässt auch mehr Platz für Segelklamotten und anderes.
Gut beschuht: Straßenschuhe, wie man sie in der Stadt trägt, sind auf Yachten verpönt, weil unpraktisch und schädlich für Deck und Kajütböden. Auf Stressbuster, wie auf vielen andern Yachten mit Crew, gibt es eigene Stauräume für Straßenschuhe. Barfuß oder in leichten Bootsschuhen (Topsiders, Segelschuhe) läuft es sich an Bord am besten. Wassersandalen sind ebenfalls empfehlenswert, besonders weil sie beim Baden vor Fußverletzungen durch scharfkantige Felsen oder Seeigel schützen. Flipflops sind für Landgänge okay, aber generell gilt auch bei Schuhen: weniger ist besser.
Badehose/Badeanzug: Das ist eigentlich die Standarduniform an Bord, kombiniert mit einem hellen T-Shirt als Sonnenschutz und einfachen Shorts zum Drüberziehen. Das passt auch bei Landgängen z.B. beim Abendessen in einer Taverne im Hafen.
Schnorchelausrüstung: Es lohnt sich, vor Antritt eines Charterurlaubs zu klären, ob Schnorchelzeug an Bord des Bootes ist. Wenn nicht, unbedingt selber mitbringen. Kleine Taucherbrille, Schnorchel und ein Paar Flossen sind das Ticket zu großem Unterwasserkino. Wer früh oder spät im Jahr unterwegs, wenn die Wassertemperaturen etwas frischer sind, kann mit einem Neoprenanzug die Aufenthaltsdauer im oder unter Wasser verlängern.
Zum Drüberziehen: Gönnen Sie Ihrer Haut auch eine Pause von der Sonne. T-Shirts (besonders auch mit langen Ärmeln), leichte Tops, Funktionswäsche, Sommerkleider, Sarongs, Blue Jeans, leichte Hosen (kurz, lang oder mit entfernbaren Hosenbeinen) alles ist erlaubt. Praktisch geht vor modisch. „Come as you are” sagen die Engländer, doch es gibt Ausnahmen: Beim Besuch von Kirchen und Klöstern gebietet der Anstand konservativere Couture. Mancherorts gibt es auch Kleiderständer mit „Besucherkleidung” zum Ausborgen, eine einfache und elegante Lösung mit der das Protokoll gewahrt bleibt.
Wer im Hochsommer segeln geht ist mit Wärmekleidung weniger befasst, obwohl ein leichter Fleecepullover und eine Regenjacke dabei sein sollten. Für die Früh- und Spätsaison empfehlen sich weiters auch Leggings, Woll- oder Fleecekappe und ein etwas wärmerer Pullover für die kühleren Nächte.
Sonnenschutz: Vermeiden Sie ölige und fettige Sonnencremen, die Flecken auf Kissen und Stoffbezügen hinterlassen. Vermeiden Sie auch toxische Produkte und seien Sie auf der Hut vor dem Märchen, dass ein höherer Sonnenschutzfaktor auch mehr Schutz bietet. Oft sind damit auch Gesundheitsrisiken verbunden (fragen Sie Arzt oder Apotheker). Vermeiden Sie zu viel Sonnenbestrahlung. Suchen Sie regelmäßig Schatten und tragen Sie breitkrempige Hüte oder Kappen mit integriertem Nackentuch. Praktisch beim Segeln sind Fangleine, mit denen Hüte an der Kleidung festgeklemmt werden und so nicht davon geweht werden können. Ebenfalls wichtig: Ein gutes Paar Sonnenbrillen mit polarisierenden Gläsern gegen die Wasserspiegelung. Für besonders Vorsichtige gibt es auch Sonnenbrillen mit integriertem Auftrieb. Die können zwar immer noch über Bord gehen, sinken aber nicht.
Waschlappen, Badetücher: Erkundigen Sie sich vor Antritt des Urlaubs sicherheitshalber bei der Charterfirma danach. Viele, längst aber nicht alle Unternehmen stellen den Gästen Derartiges zur Verfügung. Im Zweifelsfall einfach selbst ein Badetuch mitbringen.
Segelbekleidung: Im Sommer kommt man mit leichtem Segelzeug gut über die Runden, Zumindest eine Jacke und leichte Hosen, die sich im Gepäck kompakt stauen lassen, sollten nicht fehlen. Haben oder Nichthaben macht einen riesigen Unterschied, sollte es den einen oder andern rauen Segeltag geben.
Kopfhörer/Ohrstöpsel: Unbedingt mitbringen, denn rücksichtsloses Benehmen mit lauter Musik und (oft alkoholinduziertem) Geschrei oder Nachbarschiffe, auf denen auch zu später Stunde der Generator ungeniert weiterläuft, gehören leider zu den unangenehmen Seiten eines Urlaubs in der Hochsaison. Besonders in den prall gefüllten Häfen des Südens, mit vielen Restaurants und Bars nahe am Wasser ist es im Sommer oft bis in die frühen Morgenstunden laut. Um dennoch ein Auge zutun zu können, haben routinierte Chartersegler eine Packung Oropax dabei und schaffen sich so im Bedarfsfall die nötige Ruhe. Auch geräuschfilternde Kopfhörer sind ein probates Mittel gegen lautes Treiben.
Unterhaltungselektronik/Batterien laden: Vorbei sind die Zeiten in denen eine paar klobige C90 Kompaktkasetten die einzigen Musikkonserven an Bord waren, die dann auch jeden Tag ad nauseam rauf- und runter gespielt wurden. Heute bringt doch jeder Chartergast mit Telefon oder MP3-Player seine eigene Diskothek mit, oft Tausende von Titeln. Doch was hilft’s, wenn das Boot keine Bluetooth-fähige Stereoanlage hat oder das richtige Kabel für den AUX-Eingang fehlt. Also: Vorher beim Vercharterer nachfragen und entsprechend Zubehör mitbringen, wenn man auch im Urlaub nicht auf seine persönliche Hitparade verzichten möchte, bzw. sie den Mitseglern, komme was wolle, vorspielen möchte.
Ebenfalls wichtig ist die Ausgangslage an Bord für das Aufladen der Batterien in den diversen Gadgets. Auch dies kann und soll vor Beginn des Törns vom Vercharterer in Erfahrung gebracht werden. Vor allem bei Reisen in ferne Reviere kann es mit ortsüblichen Stromspannungen Überraschungen geben.
Seekrankheit: Es gibt keine Patentmittel gegen mal de mer, und jeder Körper reagiert anders. Akkupressur-Armbänder, Pflaster für hinters Ohr, Pillen (z.B. Drammamine), Ingwerkapseln, oder neuerdings auch Vitamin-C-Kautabletten: die Vielfalt der Mittel und Mittelchen ist atemberaubend. Am besten Sie sprechen mit Arzt oder Apotheker über etwaige Nebenwirkungen, bevor Sie den Urlaub antreten. Auch wenn Sie nicht zur Seekrankheit neigen, ist es oft keine schlechte Idee, eine Präventivdosis zu Beginn der Fahrt einzunehmen, um sich eine Umgewöhnungsphase ohne Unwohlsein zu gönnen. In jedem Fall empfiehlt es sich aber, große Portionen fetthaltiger Speisen und übertriebenen Genuss von Alkohol zu meiden, wenn man am folgenden Tag draußen am Wasser fit sein will.
Medikamente: Wer rezeptpflichtige Medizin benötigt, sollte sie von zu Hause mitbringen, denn vielerorts werden ausländische Verschreibungen nicht anerkannt.