Seekrankheit nervt: Müdigkeit, Kopfweh, Schwindel, Schweiß und Übelkeit sind dabei die unangenehmen Symptome, die man dabei durchleidet, bis man am Schluss gezwungen ist, die peinliche Verneigung vor Neptun zu machen, indem man sich über die Reling beugt, um das halbverdaute Essen den Fischen zum Fraß zu überlassen. Dabei, so sagt man zumindest, ist das einzig wirksame Heilmittel gegen mal de mer ein schattiges Plätzchen unter einem Baum. Aber so ganz stimmt das nicht.

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In letzter Konsequenz: Der Gang zur Reling. Foto: www.fishingtriptoalaska.com



Seekrankheit (wie auch Übelkeit beim Fliegen oder Autofahren) entsteht durch verschiedene Signale, die von den Sinnen ans Hirn gesendet werden. Das Gleichgewichtsorgan im Mittelohr meldet, dass der Körper sich auf einer schaukelnden Plattform befindet. Die Augen hingegen, wenn sie auf etwas im Nahbereich fixiert sind, suggerieren, dass der Körper eigentlich still verharrt. Aus dieser Diskrepanz im Kopf entstehen die verschiedenen Symptome für Seekrankheit, die dann zu Übelkeit und Brechreiz führen.

Und dabei ist man nicht alleine: Forschungen der US Navy wollen belegt haben, dass nur ein Prozent der Bevölkerung überhaupt nie bewegungskrank wird, 10 Prozent sollen selten ein Problem damit haben. Und der Rest? Ja, der hat gute Chancen auf ein Scharmützel mit der verhassten Kinetose, wie der Zustand manchmal auch genannt wird.

Um das Problem in den Griff zu bekommen, greifen viele gern zu Pillen, doch auch für deren Wirkung gibt es keine Garantie, denn dieselbe Studie verheißt auch nur moderate Effektivität solcher Präparate. Dramamine, Bonine oder das „Wundermittel" Scopomaline und andere Antihistaminika versprechen zwar schnelle Abhilfe, doch im Gegenzug könnte man dabei unangenehme Nebenwirkungen wie z.B. Halluzinationen ertragen müssen. Deshalb wäre es ratsam, vor Antritt einer Reise mit dem Arzt über die Einnahme und die damit verbundenen Risiken zu sprechen.

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Beliebt: Dramamine, ein häufig genommenes Mittel gegen Bewegungskrankheit



Was also, um Himmels willen, können Sie guten Gewissens tun, um das Bootsvergnügen nicht der Übelkeit opfern zu müssen? Wir haben 10 Tipps zusammengestellt, die sich in der Praxis bewährt haben, wenig oder gar nichts kosten und keine esoterischen Selbstversuche erfordern:

1) Ortswahl an Bord: Bleiben sie mittschiffs, wo es die geringsten Bewegungsausschläge gibt, meiden Sie Heck und Bug, wo Stampfbewegungen besonders akut gefühlt werden.

2) In die Ferne gucken: Schauen sie auf den Horizont. Dort sehen Sie Wellen und damit passt der Eindruck, den das Auge ans Hirn liefert, zu dem was das Mittelohr zu melden hat.

3) Leichte Kost, viel Wasser: Vermeiden Sie vor Fahrtantritt und unterwegs schwer verdauliches, fettiges Essen und übermäßigen Alkoholkonsum. Trinken Sie regelmäßig und vor allem ausreichend Wasser, um Dehydrierung vorzubeugen.

4) Barfuß gehen: Sagt sich leicht bei einem Herbsttörn zu den Lofoten, doch die meisten pflegen sich ja bei angenehmen bis sommerlichen Temperaturen aufs Wasser zu begeben. Warum ohne Schuhe? Tja, das weiß man nicht so genau, doch bis zu einem Drittel der Probanden in diversen Versuchen haben dadurch angeblich eine Linderung der Seekrankheitssymptome erfahren.

5) Das kühle Nass: Wenn sie nicht gerade eine Hochseeregatta segeln, ist ein Sprung ins Wasser - natürlich bei gestopptem Schiff und passenden Bedingungen - beinahe unter Garantie ein Schnellheilmittel gegen Seekrankheit. Solange sie Wasser treten ist alles paletti. Doch es gibt einen Pferdefuß: Steht man wieder an Deck eines bockenden Bootes, können die Symptome zurückkehren.

6) Eine Wurzel gegen das Übel: Kauen sie Ingwer. Das haben angeblich schon die Wikinger getan, die bekanntlich große Seefahrer waren. Alternativ könnte man auch Ginger Ale probieren - aber bitte ohne Rum. Das Dark ‚N‘ Stormy sollte warten, bis der Anker sicheren Grund hat oder die Festmacher am Kai ausgebracht sind.

7) Mit Druck und Band: In jedem halbwegs gut sortierten Bootsladen gibt’s auch sogenannte Akupressurbänder, die am Handgelenk getragen werden und Druck auf die Innenseite des Unterarms ausüben. Notfalls kann man das auch mit Daumen und Zeigefinger erreichen, solange man nicht alle Hände voll zu tun hat.

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Nichtmedikamentös: Akupressurband fürs Handgelenk



8) Legen Sie sich hin: Wenn Sie es schaffen, sich lang zu legen und dabei vielleicht auch ein wenig zu schlafen, nehmen sie dem Hirn einiges der verwirrenden Information, nicht nur weil die Augen ruhen, sondern auch weil sich der Gleichgewichtssinn quasi im Standby-Modus befindet.

9) Fischfutter: Das wirksamste Mittel ist kurioserweise genau der Akt, den man verhindern möchte, nämlich den Kopf über Reling oder Bordkante zu hängen (nach Lee, bitte!) und den Dingen freien Lauf zu lassen. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass Sie sich danach schlagartig besser fühlen. Auch die Fische haben was davon.

10) Druchhalten! Der Körper ist anpassungsfähig und gewöhnt sich nach ein paar Tagen an so manches, z. B. auch an die Schaukelbewegungen an Bord. „Meistens" sollte man hier allerdings noch anfügen.

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