Bootskauf: 10 Probleme bei Gebrauchtbooten
Wer ein gebrauchtes Motorboot kauft, sollte es sorgfältig auf diese 10 verbreiteten Defektquellen überprüfen
Beim Kauf gebrauchter Ware gilt: Weniger Geld, aber höheres Risiko als beim Neukauf. Ganz besonders gilt dies für motorisierte Fahrzeuge, wie Auto, Kraftrad und natürlich auch Boote, wobei Letztere ganz besonders betroffen sind, weil es viele versteckte Abteile gibt und komplexe Systeme sowie eine oft endlos lange Liste von Zubehör. Das meiste davon ist für den Betrieb absolut notwendig, doch vieles bleibt unsichtbar bzw. schwer zugänglich. Und genau dort hängt der Hammer: Das Unsichtbare kann oft ernste Probleme verursachen, wenn es nicht regelmäßig gewartet bzw. erneuert wurde.

Der erste Eindruck bei vielen gebrauchten Booten ist gut. Doch erst eine eingehende Prüfung kann bestätigen, ob der Schein nicht trügt.
Es ist nur einer der vielen guten Gründe für eine gründliche Inspektion bevor man einen Kaufvertrag unterschreibt. Diesen Job erledigen für gewöhnlich beeidete Gutachter, doch wenn die Größe und der Preis des Bootes in keinem Verhältnis zu den Kosten eines professionellen Dienstleisters stehen, muss der Käufer selbst ran. Der Kauf eines gebrauchten Bootes will eine wohlüberlegte Sache sein, aber keine Wissenschaft. Deshalb zeigen wir Ihnen die 10 wichtigsten Probleme, nach denen man bei der Anschaffung eines Motorbootes suchen sollte, das am Gebrauchtbootmarkt angebooten wird.
Motor
Die Maschine muss auf der Liste zuoberst stehen, denn der Kauf eines Bootes mit einem defektem Antriebsaggregat ist ein Rezept für Desaster. Erster Akt: Ölmessstab ziehen und prüfen, ob der Schmierstoff auch in Ordnung ist. Zeigt sich eine milchige Farbe, ist dies ein Anzeichen von Wasser im Öl. Zweiter Schritt: Zündkerzen prüfen, ob sie nicht verrusst sind. Starten Sie den Motor und achten sie auf ein geschmeidiges Betriebsgeräusch. Ein cleverer Trick: Erscheinen Sie 15 Minuten vor dem verabredeten Zeitpunkt zur Probefahrt, damit der Eigner den Motor nicht vorher und ohne Ihr Wissen den Motor aufwärmt. Wenn sie sich mit Motoren nicht so gut auskennen, bringen Sie einen Freund mit, der eine Ahnung hat, oder besser, gleich einen Bootsmechaniker ihres Vertrauens.

Auch bei kleinen Booten mit Außenborder macht sich eine gründliche Prüfung der Motorisierung bezahlt.
Elektrik
Es gibt wenige Arbeiten, die anstrengender sind, als die Verkabelung eines Bootes zu erneuern, die fast ausschließlich unter Deck verläuft und in die dunkelsten Schlupfwinkel führt. Nehmen Sie sich die Zeit und die Mühe jedes elektrisch betriebene Gerät und jedes Licht an Bord zuerst eines nach dem anderen und dann alle auf einmal anzuschalten. Vergessen Sie dabei auch nicht, einen Blick in den Sicherungskasten zu werfen. Entdecken Sie dabei viele Sicherungen von verschiedenen Herstellern, ist dies ein Zeichen, dass hier einiges ersetzt werden musste. Das ist durchaus legitim, doch fragen Sie nach, welche Probleme zum Sicherungswechsel führten und ob diese auch behoben wurden. Machen Sie sich auch ein Bild vom Allgemeinzustand der Verdrahtung. Sind die Kabelläufe gerade? Ist alles ordentlich beschriftet? Sind die Steckverbindungen fest? Sind die Stränge mit Kabelbindern gesichert? Wurden die Steckverbindungen sauber in Schrumpfschläuche eingeschweißt, um Korrosion durch Feuchtigkeit zu verhindern? Wenn ja ist dies ein gutes Zeichen. Sehen Sie sich allerdings mit einem Rattennest von einem Kabelgewirr konfrontiert, wir des schwierig, elektrische Probleme ausfindig zu machen und zu lösen.

Kompliziert, doch nicht verwirrend: Eine gut verlegte Verkabelung wirkt sauber und organisiert.
Pumpen
Wenn an Bord nur eine einzige Pumpe funktioniert, sollte das die Bilgenpumpe sein. Also Schalter umlegen und hören ob das Ding auch läuft, wobei das noch nicht garantiert, dass der Schwimmschalter auch in Ordnung ist. Bitten Sie den Eigner um Zugang zur Bilge und helfen Sie wenn nötig von Hand nach, um zu sehen, ob die Pumpe sich im Ernstfall auch von selbst aktiviert. Danach sollten Sie sich natürlich auch die Pumpen für WC, Waschbecken, Borddusche(n) und Ködertanks etc. ansehen.

Kleine Ursache, große Wirkung. Wenn die Bilgenpumpe versagt, steht viel auf dem Spiel. Foto: www.dejardine.com
Feuchter Schaumkern
Auch wenn man es nicht sieht, kann man es ziemlich leicht feststellen, ob der Schaumkern des Rumpf- oder Decklaminats mit Wasser vollgesogen ist. Bitten Sie den eigner, wenn möglich schwere Ausrüstungsgeräte von Bord zu schaffen und vergewissern Sie sich, dass das Boot auf der Wasserlinie schwimmt mit dem Bug leicht erhöht und ohne unbeladen auf die eine oder andere Seite zu krängen. Dabei sollten die Lenzer deutlich über dem Wasserspiegel sein. mit anderen Worten: Schwimmt das Vehikel so, wie es der Konstrukteur beabsichtigt hat? Wenn nicht, fragen Sie sich warum dem so ist. Wenn Sie ein Feuchtemessgerät bei sich haben, umso besser. Klopfen Sie mit einem Gummihammer auf jene Bereiche des Laminats, wo sie Feuchtigkeit im Schaumkern vermuten, wie z. B. rund um Sprünge im Gelcoat, nahe von Decksbeschlägen, rund um Relingstützen, im Bereich des Kajütniedergangs oder rund um Fenster und Luken. Hören Sie dabei auf das Geräusch, das in “Feuchtgebieten” anders ist als bei intaktem, trockenen Laminat.
Fäulnis
In Wirklichkeit ist das kein so tragisches Problem mehr seit die Verwendung von unbehandeltem Holz aus dem modernen Serienbootsbau praktisch verschwunden ist. Man kann verfaultes holz schon och entdecken, aber zumeist nur auf sehr betagten Schiffen. Gewöhnlich zeigt sich ein verfaulter Balsakern durch viele größere Sprünge an den Kanten des Hecks (kleinere können harmlos sein), die von strukturellen Problemen zeugen. An Deck ist ein schwammiges Gefühl beim Auftreten ein sicheres Zeichen für einen verrotteten Kern.
Stringer
Stringer sind das Rückgrat des Bootes, heißt wenn sie brechen oder sich vom Rumpf gelöst haben sind große Probleme vorprogrammiert. Um das zu prüfen, muss man sich oft durch Luken zwängen und in die muffige Bilge kriechen, doch das Thema ist zu wichtig, um vernachläßigt zu werden. Tun sie, was sie können, um sich mit einer starken Kopf- oder Taschenlampe ein genaues Bild vom Zustand der Stringer zu machen. Jeder sichtbare Schaden hier ist eine ernste Angelegenheit.
Wasser in der Kabine
Leichter als schadhafte Stringer sind Lecks im Bereich der Kabine zu identifizieren, die meist durch Wasserzeichen auffallen, außer wenn der Verkäufer ordentlich sauber gemacht hat. um sich zu vergewissern, dass alles dicht ist, schließen Sie Fenster und Luken und halten Sie von außen mit einem Wasserschlauch mit hohem Druck drauf. Danach gehen Sie unter Deck und prüfen Sie mit dem Finger oder einem trockenen Papierhandtuch im Bereich der Dichtungen, ob sich Wasser nach innen gemogelt hat.
Rumpf-Deck-Verbindung
So wichtig die Naht zwischen Rumpf und Deck ist, so schwierig ist sie zu überprüfen, weil sie kaum oder gar nicht einzusehen ist. Am ehesten kann man über Unregelmäßigkeiten an der Scheuerleiste Schlüsse auf existente oder drohende Schwierigkeiten ziehen. Achten Sie besonders auf verbogene oder verzogene Scheuerleisten, die verraten, dass an der Stelle eine Kollision stattgefunden haben könnte, die die Verbindung beschädigte. Alternativ könnten sie wie bei Luken und Fenstern mit dem Wasserschlauch zu Werke gehen und die gesamte Scheuerleiste mit großem Druck besprühen, um danach auf der Innenseite auf Lecksuche zu gehen und dabei einen Blick in die Bilge werfen, wo sich eingetretenes Wasser sammelt wenn die Rumpf-Deck-Verbindung irgendwo kompromittiert ist.
Leckagen im Getriebe
Getriebeprobleme sind bei Außenbordern oder Z-Antrieben ziemlich schwierig zu entdecken, weil sie meist durch Wassereintritt verursacht werden, der durch eine schadhafte Dichtung oder Haarrisse im Gehäuse entsteht. Die einziger Möglichkeit die Dichtheit zu prüfen, ist das Boot in Betrieb zu nehmen und hinterher zu prüfen, ob das Öl milchig ist oder nicht.Wenn der Verkäufer einverstanden ist, lösen Sie die Ablassschraube eine halbe Umdrehung und lassen Sie ein wenig Öl auf Ihre Finger tropfen, um es visuell zu inspizieren. Sie könnten dem Verkäufer auch anbieten, das Getriebeöl selbst zu wechseln, sodass ihm oder ihr keine Kosten entstehen.

Knifflig, aber wichtig: Die Prüfung des Getriebegehäuses auf Dichtheit. Das Öl gibt Aufschluss, ob alles stimmt.
Der Rest
Auf einem Boot gibt’s so viele Teile und Teilchen, dass es fast unmöglich ist, jedes einzelne selbst ausführlich zu überprüfen bevor Sie den Kaufvertrag unterschreiben. Aus diesem Grund ist die Probefahrt das Um und Auf, weil man nie weiß, was man über das Kaufobjekt erfährt wenn es fährt. Vielleicht hat die Steuerung ein wenig mehr Lose als Ihnen lieb ist. Kann auch sein, dass der Gashebel ein wenig schwerer geht als er sollte. Deshalb der wichtigste Rat zum Schluss: Niemals einen Vertrag unterschreiben oder gar Geld überweisen, bevor Sie nicht Gelegenheit zu einer Probefahrt hatten. Wenn Ihnen dieses Ritual zu kompliziert vorkommt, gibt es nur einen probaten Ausweg: Kaufen Sie ein neues Boot mit Garantie.