Gebrauchtbootkauf: Was Sie wissen müssen
So leicht es heute ist, sich Informationen zu beschaffen, der Erfolg beim Kauf eines gebrauchten Bootes sollte nicht dem Zufall überlassen werden
Sie wollen also ein Boot kaufen, das nicht fabriksneu ist. Klar, warum auch nicht? Es spricht ja wirklich vieles dafür: Moderne GFK-Boote sind robust, haltbar und deshalb vor allem eins: Günstig. Sie sind aber oft auch besser ausgestattet als die neuen, aber nackten „Einsteigermodelle”, die - Option! Option! - durch viele Kreuzchen auf der Zubehörliste gegen Aufpreis vervollständigt werden müssen. Auch sollte ein Gebrauchtboot über die diversen Macken und Mucken hinweg sein, von denen neue Modelle manchmal geplagt werden, außerdem ist der Wertverlust beim Weiterverkauf deutlich geringer als bei einem Schiff, das man brandneu ersteht.

Auf einem Spaziergang durch einen großen Yachthafen wie Kiel/Schilksee entdeckt man oft Boote, die von ihren Eignern zum Verkauf ausgeschrieben sind. Foto: http://fotoblog-kiel.blogspot.de/
Dabei gilt: Nie war es leichter sich einen Überblick zu verschaffen, nie war die Auswahl an Booten größer als heute. Es gibt Tausende davon im Angebot, viele davon zum Schnäppchenpreis. Doch Vorsicht: Oft ist nichts teurer, als billig zu kaufen.
Die gute Nachricht: Im Zeitalter des Internets hat jeder die Möglichkeit, sich umfassend und gratis über die Marktlage oder sogar spezifische Boote zu informieren. Regional, national, international, alles ist heute nur einen Mausklick entfernt. Fachmagazine und Internetportale wie de.boats.com oder YachtWorld vereinfachen die Recherche und ermöglichen weitreichende Vergleiche nicht nur beim Preis, sondern auch beim Zustand und der Ausstattung. Doch was muss man zum Gelingen der Aktion sonst noch wissen? Welches sind die Schlüsselpunkte, die vor dem Kauf besprochen, bzw. inspiziert werden sollten? Und was hat es mit Gutachtern auf sich? Hier die wichtigsten Tipps:

Beim Kauf eines Gebrauchtbootes steckt die Wahrheit immer unter der Plane. Foto: Dieter Loibner/boats.com
Wahl des Bootstyps
Bevor sie sich unsterblich in ein Boot verlieben, fragen Sie sich, ob es Ihren Ansprüchen auch gerecht werden kann. Folgende Kriterien gilt es noch vor der Bootssuche zu klären:
- In welchem Revier soll das Boot hauptsächlich unterwegs sein?
- Welche Wind und Wetterbedingungen herrschen dort vor?
- Wie hoch soll die Zuladung bzw. Passagierkapazität sein?
- Wie lange sollen die Touren im Durchschnitt dauern?
- Haben Sie die nötige Fahrerlaubnis/Führerschein?
- Sind Sie mit dem Bootstyp vertraut?
- Wie viel Eigenmittel, bzw. Fremdkapital soll in die Anschaffung investiert werden?

Wer die Wahl hat: Der Aushang in der Marina ist nur eine der vielen Informationsquellen. Foto: Dieter Loibner/boats.com
Wert
Nirgendwo ist es leichter als auf Internetseiten bzw. in den Kleinanzeigen der Fachmagazine, sich einen Überblick über die Preisspanne von vergleichbaren Booten zu verschaffen. Andere interessante Quellen bei der Bootssuche sind die Inserate der Yachtmakler oder die privaten Aushänge in Klubs und Yachthäfen. Auch wenn die Anzeigen oft mehr versprechen, als die Boote bei genauem Hinsehen halten, ist es nie verkehrt, sich vorab eine Vergleichsbasis zu schaffen, die später bei der Auswahl des Schiffes und den Verhandlungen hilfreich sein könnte. Weiters könnten man sich für happige 260 Euro die gedruckte Bewertungsliste „Marine“ über die Internetseite von Schwacke bestellen.
Inspektion
Wenn Sie sich für ein Boot entschieden und den Eigner oder Makler kontaktiert haben, beginnt der wahre Kaufprozess. Dabei gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Nehmen Sie auf jeden Fall die Gelegenheit wahr, das Boot selbst unter die Lupe zu nehmen. Achten Sie dabei auf Details: Auch wenn sie unscheinbar sind, könnten sie auf größere Probleme hindeuten:
- Bläschen und Osmosebefall
- Sprünge im Gelcoat
- Auflaufschäden am Kiel
- Lagerspiel in der Ruderanlage
- Unpräziser oder schwergängiger Steuermechanismus
- Propellerschäden
- Getriebeprobleme
- Schäden an Spieren, stehendem und laufendem Gut und Kielbolzen (wenn es sich um eine Segelyacht handelt).
- Zustand der Schotten, Stringer, Spanten und Seeventile
- Elektrik (die Verkabelung sollte sauber gelegt sein und ausgeschildert)
- Prüfen Sie die Installation der Wasserversorgung (Pumpen, Warmwasseraufbereitung, etc.)
- Funktion des Motors (Starten, Leerlauf, Kühlwasserausstoß, Rauchentwicklung)
- Ebenfalls wichtig: Die Inspektion am Kran oder am Anhänger, die über den zustand des Unterwasserschiffs und des Anstrichs Aufschluss gibt, aber auch über Kiel, Propeller und Ruderanlage.

Gesprungenes Gelcoat wie hier unter den Bodenbrettern, ist oft mehr als nur ein kosmetisches Problem.
Gutachten
Ein erfahrener und fairer Verkäufer mag ein eigenes Gutachten vorweisen, das von einem unabhängigen Sachverständigen erstellt wurde. Es steht Ihnen frei, dies zu akzeptieren oder aber selbst einen Experten ihrer Wal beizuziehen, der ein Gegengutachten erstellt. Die Kosten dafür hängen natürlich von der Bootsgröße ab, rentieren sich aber meist, weil sie helfen, den wahren Preis des Bootes, der sich aus Kaufpreis und Folgekosten (Reparatur, Instandsetzung etc.) zusammensetzt, realistisch zu beurteilen, bzw. nach unten zu korrigieren. Alles in allem: Beim Kauf eines Gebrauchtbootes lohnt es sich in den allermeisten Fällen, das Fachurteil eines Bootssachverständigen einzuholen
Und so mancher Interessent hat nach einem Gutachten auch schon von einem unvernünftigen Geschäft Abstand genommen. Hier finden Sie den Auszug aus dem Register von Sachverständigen des Vereins für international Bootsexperten.
Probefahrt
Natürlich sollte man mit jedem Boot vor dem Abschluss des Kaufvertrags auch aufs Wasser. Achten Sie dabei auf den Zustand. Ist es gründlich gereinigt und aufgeräumt? Fragen Sie auch was von den an Bord befindlichen Ausrüstungsgegenständen im Kaufpreis inbegriffen ist. Versuchen Sie einen Tag zu wählen, an dem es ein bisschen windig ist, denn schließlich wollen Sie ja wissen, wie sich das Boot bei rauem Wasser verhält.
Der Kaufvertrag
Folgende Punkte sollen unbedingt enthalten sein:
- Name und Adresse des Käufers bzw. des Verkäufers (Vorlage des Personalausweises)
- Eignernachweis
- Tatsächlicher Kaufpreis
- Art der Zahlungsabwicklung
- Genaue Beschreibung des Bootes mit Rumpf- bzw. Motornummer
- Registrierungen
- CE-Zertifikat
- Detaillierte Liste der mitgelieferten Ausrüstung
- Ort und Zeitpunkt der Schiffsübergabe
- Gewährleistungsansprüche
- Mehrwertsteuernachweis
- Die Auszahlung an den Verkäufer sollte bis nach Abschluss des Kaufvertrages warten und kann nötigenfalls auch über ein Treuhänderkonto abgewickelt werden.