Wie testet man eine Segelyacht?
Die Probefahrt zeigt Ihnen, ob ein Boot das kann, was es können soll. Dabei macht es einen Unterschied, ob Sie neu kaufen oder gebraucht.
Wenn Sie ein brandneues Boot kaufen, können Sie sich eine Vorführung oder eine Probefahrt freuen, vorausgesetzt der Händler hat das gewünschte Modell im Angebot. Wichtig dabei ist, nicht der Versuchung zu verfallen, sich nur zurück zu lehnen, um die Ausfahrt zu genießen. Sie haben nämlich nur eine begrenzte Zeit, um sich zu vergewissern, ob das Boot ihren Ansprüchen genügt, während Sie wahrscheinlich mit einem Verkäufer zu tun haben, dessen Erfolg (und Provision) davon abhängt, Ihnen das Boot von seiner besten Seite zu zeigen.
Wenn Sie vor haben, ein gebrauchtes Boot zu kaufen, werden Sie kaum mehr als einmal Gelegenheit bekommen, es zu segeln. Und dann wir des hauptsächlich darum gehen, festzustellen, ob die Ausrüstung entsprechend funktioniert. Das heißt, gewiefte Käufer werden alles versuchen, so viele Informationen über die in Frage kommenden Bootsmodelle in Erfahrung zu bringen, noch bevor die eigentliche Suche beginnt.

Die Zeit auf einem Probeschlag ist oft begrenzt. Kommen sie vorbereitete und gehen Sie die wichtigsten Punkte auf der Checkliste durch.
Wie teste ich eine neue Yacht?
Die Probefahrt einer Segelyacht hat den selben Zweck wie das Ausprobieren eines Motorboote, doch sie folgt einer anderen Choreografie, bei der es vier grundsätzliche Bereiche gibt, auf die Sie besonderes Augenmerk legen sollten:
1. An Deck
Sind Beschläge und Ausrüstung so angeordnet, dass das Boot in Manövern leicht zu bedienen ist? Erst das tatsächliche Wenden und das Fieren der Schoten in einer Bö oder das Abfallen, um einem Hindernis auszuweichen, gibt Ihnen ein Gefühl für die Tauglichkeit der Yacht. Wenn genug Zeit vorhanden, führen Sie jedes Manöver mehrmals aus, weil es leichter wird, je mehr Sie mit dem Boot vertraut werden.

Moderne Yachten, wie die Dehler 34 werden in verschiedenen Beschlags- und Ausrüstungskonfigurationen angeboten. Fragen Sie deshalb gezielt nach der Version und den Spezifikationen.
2. Unterwegs
Ist das Cockpit komfortabel wenn das Boot stark krängt und würden Sie sich bei Schwerwetter sicher fühlen? Wie steht es um den Steuerstand? Haben Sie beim Segeln von dort gute Sicht nach vorne oder gibt es Beeinträchtigungen durch eine große Sprayhood oder Genua? Trimmen Sie das Boot für den Kreuzkurs und versuchen Sie dann ohne Foieren de rSchoten abzufallen. Traditionelle Konstruktionen mit schmalen Hecks und kleinen Ruderblättern werden dabei nicht so gut aussehen, doch eine gut balancierte Rumpfform wird bei Starkwind dazu tendieren, geradeaus zu segeln, ohne in die Sonne zu schießen. Eine Yacht mit breitem Heck hingegen ist an der Grenze ihrer Beherrschbarkeit, wenn das Ruder bei Geradeausfahrt durch starke Krängung seinen Griff im Wasser verliert und das Boot dann in den wind schießt.
3. Unter Deck
Sie sollten bereits vor dem Testschlag wissen, ob das Kajütlayout für Ihre Ansprüche praktikabel ist. Dennoch ist es nützlich, sich einen Eindruck zu verschaffen, wie alles auf See funktioniert. Können Sie und Ihre Familie sich unter Deck an stabilen Handläufen festhalten und sicher bewegen wenn das Boot stark krängt oder in Wellen stampft? Ebenfalls wichtig sind hohe Schlingerleisten in der Kombüse und an den Kanten des Navigations- bzw. Salontisches, die ein Abrutschen von Tellern und Gläsern und die damit verbundene Sauerei am Kajütboden verhindern. Große Kajüten sehen auf der Messe oder im Hafen ja super aus, spenden aber wenig Trost, wenn man sich bei starkem Wellengang nicht festhalten oder abstützen kann. Weitere wichtige Fragen: Ist die Toilette bei Krängung noch benutzbar? Und gibt es an Bord gute Seekojen? Auch wenn Sie keine langen Nachtpassagen segeln, ist es oft der einzige Ort, an dem ein seekrankes Crewmitglied bei rauem Wetter sicher untergebracht werden kann.

Konsultieren Sie Fotos und Zeichnungen des Kajütenlayouts, bevor Sie ein Boot zur Probe segeln, damit sie wissen, welches Ambiente Sie erwartet.
4. Manöver auf engem Raum
Wie gut lässt sich das Boot in engen Häfen manövrieren? ist die Gretchenfrage für viele Käufer. Während einer Vorführung wird der Händler stets betonen, wie toll sich das Boot auf engem Raum verhält, doch bedenken Sie, dass es zu seinem Job gehört. Er kennt dabei die Eigneheiten der Boote und auch die des hafens, in den er ja oft an und ablegt. Für sie hingegen kann ein neues Boot eine Herausforderung sein, weil es sich unter Umständen sehr anders verhält als jene, die Sie bisher gefahren haben. Zum Beispiel werden viele neuere Boote mit Saildrive nur widerwillig engen Kurven fahren wenn Sie dabei Gas geben und hart Ruder legen. Andererseits aber lassen sie sich viel besser rückwärts steuern als ihre Vorgänger, womit sich oftmals Manöver auf engem Raum erübrigen.
Wie testet man gebrauchte Segelyachten?
Wenn Sie ein gebrauchtes Boot kaufen, egal ob von einem Makler oder von einem Privatverkäufer, werden Sie kaum die Gelegenheit haben, es ausführlich zu testen, nur um zu sehen, ob es Ihnen auch zusagt. Diesen Teil der Recherche sollten Sie erledigt haben, noch bevor Sie auf Bootssuche gehen. Lesen sie, was Sie über den Gebrauchtbootkauf wissen sollten. Wenn Sie ein Kaufgutachten in Auftrag gegeben haben, kann es gut sein, dass auf dem Probeschlag auch der Gutachter dabei ist, der es darauf anlegt, bei der Ausfahrt Systeme zu testen, die sich im Hafen nicht überprüfen lassen.
Doch wie finden Sie schon vorher heraus, welches Boot am besten zu Ihnen passt? Lesen Sie dazu Welches Segelboot ist ideal für mich? Die gute Nachricht: Sie müssen kein alter Salzbuckel sein, der Dutzende verschiedene Konstruktionen gesegelt und gegeneinander abgewogen hat. Es zahlt sich auf jeden Fall aus, herauszufinden ob Segelschulen oder Charterfirmen Boote betreiben, die für Sie interessant wären. Ein Wochenende an Bord kann nämlich ein sehr gutes Investment sein, weil es Ihnen mehr Einsicht bringt, als ein schneller Probeschlag. Als Teilnehmer einer Segelkurses könnten Sie zum Beispiel auch dem Übungsleitern Fragen zum Boot und zu den Erfahrungen stellen, die damit gemacht wurden.
Auch Klassenvereinigungen oder Eignergruppen können helfen. Deren Mitglieder sind oft bereit, anderen stolz über ihre Erfahrungen mit dem betreffenden Boot zu berichten und werden auch spezifische Fragen beantworten. Vielleicht haben Sie ja Glück und schließen Freundschaft mit einem Eigner, der Sie auf einen Probeschlag mitnimmt.
Sie könnten auch Mitglied eines Segel- oder Yachtclubs werden und dadurch mit anderen Seglern über verschiedene Boote sprechen und mit ihnen segeln gehen. Auf diesem Wege gelangen Sie an wertvolle Informationen, doch man muss schon unterscheiden können, ob es sich um meinungsstarke Hafenhelden handelt, die den Großteil ihrer Zeit am Steg verbringen, oder ob es gestandene Segler sind, die ihr Wissen aus der Praxis gewonnen haben. Wie auch immer, der allererste Schritt ist vielleicht der bequemste: Klicken Sie sich durch die zahlreichen Bootstests, Neuvorstellungen und Videos, die auf boats.com publiziert sind. Damit haben Sie im Wortsinne alles über jene Boote am Schirm, die Sie interessant finden und können sich gleichzeitig über die relevanten Verkaufsanzeigen einen Überblick über den Markt verschaffen.
Checkliste Probesegeln für Bootskäufer
1.Wählen sie einen Tag mit frischem Wind! Drei bis vier Windstärken wären ideal, um einen Eindruck vom Boot zu gewinnen.
2. Ist die Bilge trocken? Wenn nicht, auspumpen.
3. Ruderdruck: Ist das Boot hoch am Wind auch bei Krängung leicht zu steuern?
4. Geradeauslauf: Lassen sie das Steuer mal los. Schießt das Boot dabei in die Sonne, oder luvt es gemächlich an?
5. Segelcheck: Wie gut stehen die gebrauchten Segel? Gibt es Risse und Scheuerstellen? Wurden die fachgerecht repariert? Lassen sich Vor- und Großsegel noch gut trimmen wenn Dampf drauf ist?
6. Funktionieren die Beschläge? Testen Sie u.a. Fockrolleinrichtung und Winschen auf deren Leichtgängigkeit.
7. Reffen: Wie leicht lässt sich die Fock wegrollen, bzw. ein Reff ins Groß binden?
8. Unter Deck: Sehen Sie sich während der Fahrt in der Kajüte um. Steht der Verkäufer derweil am Steuer, lassen sich Rückschlüsse auf seinen Segelkompetenz ziehen, während Sie sich ein Bild machen, wie es im Wohnbereich unterwegs zugeht. Prüfen Sie die Position der Handläufe. Sind sie in Reichweite und können sich auch kleingewachsene Personen bei Seegang sicher bewegen?
9. Hören Sie genau hin: Knarzt es im Gebälk? Wenn ja, wo und welche Ursachen hat es? Sehen sie genau hin: Verwindet sich das Boot sichtbar? Klemmen Türen und Schubladen? Tropft es von den Decksluken oder den Seitenfenstern?
10. Verhalten unter Motor: Nach dem Segelbergen bei der Rückfahrt in den Hafen aufstoppen und mit dem Boot rückwärts fahren, dabei Kreise in beide Richtungen drehen. Wie verhält sich das Boot im Retourgang? Wie stark ist der Radeffekt des Propellers? Wie groß sind die Kräfte, die dabei am Ruder arbeiten?
11. Im Hafen: Kontrollblick in die Bilge. Immer noch trocken?
12. Wenn es unterwegs zu wenig gespritzt hat, das Boot nach dem Festmachen mit dem Schlauch abspritzen und unter Deck die Luken- bzw. Fensterdichtungen kontrollieren.
Probefahrt für Bootsverkäufer
Bei Maklerverkäufen werden Probefahrten gewöhnlich erst angesetzt, wenn ein akzeptables Angebot vorliegt und eine Anzahlung durch den potentiellen Käufer geleistet wurde. So werden Zeitverschwender und Spaßsegler abgeschreckt. Privateigner können sich aus der folgenden Liste Tipps holen, wie sie einen Probeschlag am besten vorbereiten.
1. Befindet sich Ihr Boot an Land oder wurde es längere Zeit nicht benutzt, machen Sie Ihre eigene Probefahrt um festzustellen, dass alles ordnungsgemäß funktioniert
2. Halten Sie die Anzahl der Mitsegler bewusst gering
3. Wählen Sie ein geschütztes Gewässer, es sei denn, der Käufer bittet um eine Ausfahrt auf offenes Wasser
4. Geben Sie dem Käufer die Möglichkeit, Einzelheiten zu prüfen, bevor Sie ablegen
5. Geben Sie dem Käufer Gelegenheit zu steuern unter der Annahme, dass er oder sie genug Erfahrung mitbringt
6. Demonstrieren Sie die besten Merkmale des Bootes, ohne weniger guten hervorzuheben
7. Beantworten Sie alle Fragen positiv und ehrlich
Gab es keine anders lautenden Absprachen im Vorfeld, gilt, dass der Verkäufer die Kosten trägt, die mit der Probefahrt verbunden sind. Und erinnern Sie sich daran, dass Sie als Eigner das Sagen haben. Treten Sie das Kommando ab, bleiben Sie in der Nähe, im Falle eines Falles.
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