Zwischen Glitter und Glamour auf der Bootsmesse in Düsseldorf gab’s auch verschiedene Firmen, die emissionsarme bzw. abgasfreie Antriebstechnologien zeigten. Sehr prominent dabei war Torqeedo aus Starnberg bei München, ein Anbieter von elektrischen Bootsantrieben, der künftig Hybridsysteme in sein Programm aufnehmen soll. Der Andrang am Messestand sowohl von Endverbrauchern als auch Vertreten von Bootswerften war groß. Es ging dabei um Torqeedos Elektro-Außenborder, die Boote in verschiedenen Größen antreiben, von Kajaks, Dingis und leichten Jollen bis zu gleitfähigen RIBs und kleinen Motorbooten.

Gleitfahrt mit E-Antrieb: Torqeedo Deep Blue

Gleitfahrt mit E-Antrieb: Torqeedo Deep Blue



Die Technologie wurde zum Teil deshalb entwickelt, weil der Betrieb von Verbrennungsmotoren auf vielen Seen in Mitteleuropa stark eingeschränkt oder gar nicht erlaubt ist. Die Firma ist so etwas wie ein Liebkind der Branche und stellt auf der Rückseite des Produktkatalogs stolz die Logos von mehr als einem Dutzend Auszeichnungen dar, die in den vergangenen Jahren Torqeedo-Produkten verliehen wurden. Es ist eine Weltmarke, deren Produkte nicht mehr nur auf Seen, sondern mittlerweile auch auf dem Meer im Einsatz sind.

Torqeedos Deep Blue Außenborder mit ausgefeilter Propellertechnik

Torqeedos Deep Blue Außenborder mit ausgefeilter Propellertechnik



Dabei geht es hauptsächlich um Effizienz, die bei der Leichtbauweise der Motoren beginnt. Aber es gibt weitaus mehr Gründe, weshalb beispielsweise das Torqeedo Deep Blue System ein treffendes Beispiel deutscher Ingenieurskunst ist: Die Saft kommt aus lithium-basierten Batterien, die ursprünglich für den Gebrauch für Hybridautos entwickelt und später marinisiert wurden. Über eine sogenannte Connection Box können bis zu vier wasserdichte Kraftspender angeschlossen werden, um die Reichweite zu vergrößern. Das voll computerisierte Energiemanagement wird mittels Touchscreen oder App gesteuert. Die bürstenlosen und wassergekühlten Motoren haben CAN- und NMEA2000 Schnittstellen und es gibt auch Propeller mit Nabenwirbel-Flügelrädern, die den Effizienzverlust durch Verwirbelung minimieren.

Aber Torqeedo stellte auch einen neuen Innenbordmotor aus, der u.a. als Antrieb für Sportboote wie das 17-Fuß KonaRIB gedacht ist, das in den USA Premiere feierte, aber auch als Hilfsmotor für Segelboote. Zu Beginn der Messe verlautbarte die Firma, die von Christoph Ballin geführt wird, die Akquisition des Startups Moonwave Systems, der Hybridantriebe für große Fahrtenkatamarane wie etwa Gunboat entwickelt. Damit soll es in Zukunft auch möglich sein, den Energiebedarf von Klimaanlagen, Haushaltsgeräten und Dockingsystemen abzudecken. Wahlweise sogar durch Verwendung von erneuerbaren Energiequellen wie Solar, Wind oder Wasserkraft (aus Hydrogeneratoren. Diese Systeme sollen laut Firmenauskunft auch zur Nachrüstung geeignet sein.


Moonwaves Geschäftsführer, Softwareunternehmer Stephan Schambach aus Jena, war auf dem Torqeedo-Stand zu Gast. „Das Geheimnis, diese Systeme effektiv zu machen, sind robuste Komponenten, die speziell für den Zweck konzipiert wurden”, erklärte Schambach. Diese Erkenntnis habe er aus der Analyse von derzeit erhältlichen Hybrid-Antrieben gewonnen, die entweder zu teuer wären, und/oder die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllen könnten. Es sei zu erwarten, so Schambach, dass die ersten kompletten Hybrid-Systeme von Torqeedo 2015 an Bootshersteller ausgeliefert werden.

Touchscreen-Bildschirme am Steuerstand gehören dazu

Touchscreen-Bildschirme am Steuerstand gehören dazu



Bis das Deep Blue Hybrid System auf dem Markt ist, sind die batteriebetriebenen Außenborder das Maß für schnittige, aufregende und verführerische E-Antriebe. Es ist für Bootsfreunde gedacht, die ohne Auspuffgase und Emissionen auskommen und den Lärm eines Benzin- oder Dieselaggregats mit dem Surren eines Elektromotors ersetzen wollen. Doch wie so vieles, das in Deutschland entwickelt und gebaut wird, ist Deep Blue kein Schnäppchen. Das Deep Blue 80 System mit vier Batterien und 52 kwH Kapazität wird mit knapp 70.000 Euros veranschlagt. Das ist ganz schön viel für zwei vergleichsweise kleine Außenborder am Heck. Doch die Belohnung gibt’s beim Tanken: Torqeedo kalkuliert mit 25,7 Eurocent pro Kilowattstunde (entspricht etwa dem deutschen Durchschnitt) und beziffert die Kosten für eine 80-prozentige Aufladung der vier Batterien mit 11,51 Euro. Das ist deutlich weniger als Hunderte Euros, die ein voller Tank kosten kann.

Torqeedo bietet auch Systeme für die Doppelmotorisierung

Torqeedo bietet auch Systeme für die Doppelmotorisierung



Deep Blue ist also keine Technologie für alle, was sich auch im Preis reflektiert. Aber Torqeedo hofft, dass dieses Konzept Kunden reizen wird, die ihre Boote intensiv nutzen und dabei dem Schmerz an der Zapfsäule entgehen wollen.