Sie haben jahrelang gespart und wollen sich nun endlich ihr Traumboot gönnen. Ob neu oder gebraucht, wenn das Ziel Ihrer Träume keinen Außenbordmotor hat, müssen Sie zunächst die Vor- und Nachteile von Diesel- und Benzinmotoren abwägen.

Vor- und Nachteile von Diesel- und Benzinmotoren


Was Segelboote betrifft, so muss man schon in die späten 1970er-Jahre zurückgehen, um ein benzinbetriebenes Segelboot mit Innenbordmotor zu finden. Segler müssen sich diese Frage also gar nicht stellen.

Wahrscheinlich wissen Sie bereits, dass Dieselmotoren teurer und schwerer als Benzinmotoren sind, aber auch effizienter mit dem Kraftstoff umgehen. Je nach Revier kann Dieselkraftstoff teurer oder billiger als Benzin sein. Es stellt sich also die Frage: "Lohnt es sich, einen Diesel zu kaufen?"

Eine einfache Antwort gibt es hier nicht, denn es geht nicht nur um den Anschaffungspreis oder die Kraftstoffkosten, sondern es gibt eine Vielzahl weiterer Überlegungen, die in die Gleichung einfließen. 

Die neue Jeanneau Leader 36 wird mit zwei Volvo-Dieselmotoren mit 260 oder 300 PS oder zwei MerCruiser 5,7-Liter-Benzinmotoren mit 300 PS angeboten.

Die Jeanneau Leader 36 wird mit zwei Volvo-Dieselmotoren mit 260 oder 300 PS oder zwei MerCruiser 5,7-Liter-Benzinmotoren mit 300 PS angeboten. Foto mit freundlicher Genehmigung von Jeanneau.   


Auswahlkriterien je nach Bootstyp und Größe


Zunächst werden Sie feststellen, dass die Werften in der Regel nur Boote bestimmter Größenklassen mit Benzin- oder Dieselmotoren anbieten. Kleinere Motorboote mit Innenbord- oder Heckantrieb bis zu einer Länge von etwa 25 Fuß werden oft nur mit Benzinern angeboten. Bei größeren Booten haben Sie jedoch oft die Wahl. Ab etwa 40 Fuß gibt es nur noch eine einzige Möglichkeit, und das ist der Diesel. Die Gründe dafür sind einfach. Bei kleineren Booten herrscht ein großer Wettbewerb und die Preise sind entscheidend. Außerdem spielt das Gewicht oft eine größere Rolle. Ab einer Größe von etwa 40 Fuß beginnt das Verdrängungsgewicht die Leistungsanforderungen zu diktieren, wobei die Dieselmotoren bezüglich Drehmoment und verfügbarer Leistung die Nase vorn haben. Aber im Größenbereich von etwa 25 bis 40 Fuß gibt es immer noch viele V-8-Benzinmotoren, die genug Leistung erzeugen können, um diese Boote zum Laufen zu bringen. Je nach Rumpf und Gewicht kommen hier aber schon die Drehmomentverläufe ins Spiel. Der Unterschied zwischen Benzin- und Dieselmotoren: Benziner mögen noch über genügend Leistung verfügen, um ein Boot gut zum Gleiten zu bringen und flott zu fahren, aber die Dieselversion kann viel spritziger sein, kommt schneller in Gleitfahrt und fühlt sich besser an.

Kraftstoffeffizienz und Leistung: Was ist entscheidend?


Tatsache ist, dass die tatsächlichen Leistungsunterschiede zwischen den einzelnen Motorpaketen je nach Rumpf, Drehmoment und Leistungskurven der Motoren und Propeller variieren. Der einzige Weg das herauszufinden ist eine Testfahrt mit beiden Versionen. Was bei Neubooten vielleicht noch möglich ist, dürfte beim Gebrauchtboot schwierig werden. Man kann sich sehr in Spezifikationen verstricken, die oft wenig über die tatsächliche Leistungsfähigkeit aussagen. Nur die Probefahrt wird hier die Auflösung bringen.

Ein Crusader 5,7-Liter-Benzinmotor mit Mehrkanal-Kraftstoffeinspritzung. Foto mit freundlicher Genehmigung von Crusader Engines.

Ein Crusader 5,7-Liter-Benzinmotor mit Mehrkanal-Kraftstoffeinspritzung. Foto mit freundlicher Genehmigung von Crusader Engines.


Einflussfaktoren auf Betriebskosten und Wartung


Dies gilt auch für ein anderes wichtiges Thema: die Lautstärke. Die hängt in erheblichem Maß auch vom sorgfältigen Umgang der Werft mit Dämmmaterial ab. Letztlich kostet eine gute Schalldämmung des Maschinenraums auch Geld. In stark umkämpften Marktsegmenten ist deshalb die Versuchung groß, hier zu sparen. Einige Hersteller machen das also besser als andere. Auch hier ist die Probefahrt wieder das einzige Mittel, um die Frage zu beantworten. Wer zuverlässig messen will, benötigt entsprechende Messtechnik. Vorsicht bei Apps für Smartphones, denn die funktionieren bestenfalls zuverlässig, wenn teure Messmikrofone mit entsprechender Kalibrierung eingesetzt werden. Das Thema sollte nicht unterschätzt werden. Übermäßiger Lärm an Bord beeinträchtigt wirklich die Qualität Ihres Freizeiterlebnisses. Zusätzlicher Lärm ist da nicht hilfreich.

Was ist mit den Kraftstoffpreisen? In den letzten Jahren sind die Kraftstoffpreise erheblich gestiegen. Ob Benzin oder Diesel teurer ist, hängt auch vom Revier ab. Deshalb ist der Liegeplatz - bei Trailerbooten der überwiegende Einsatzort - durchaus relevant. Auch bei den in Marinas angebotenen Kraftstoffsorten gibt es erhebliche Unterschiede. Hier sollte vorher recherchiert werden, falls man auf bestimmte Kraftstoffe angewiesen ist, was in der Marina der Wahl überhaupt angeboten wird. Bei älteren Booten kann es Probleme geben, wenn man Benzin mit höheren Alkoholanteilen, beispielsweise E10 tankt, da Tanks oder Dichtungen nicht auf diese Alkoholanteile ausgelegt sind. Ähnlich problematisch können hohe Bioanteile im Diesel sein, die insbesondere bei längerer Lagerung eher zur Bakterienbildung neigen, also zur gefürchteten Dieselpest führen können. In manchen Marinas wird sogar GTL (Gas-to-Liquids) angeboten. Das ist synthetischer Diesel, der aus Erdgas hergestellt wird und sehr sauber verbrennt. Die Preise liegen zwar über normalem Diesel, aber das Risiko der Dieselpest sinkt und man fährt schadstoffärmer.

Was grundlegende Wartungsarbeiten wie Öl- und Filterwechsel angeht, sind bei Diesel- und Benzinmotoren Kosten und Aufwand etwa gleich.

Was grundlegende Wartungsarbeiten wie Öl- und Filterwechsel angeht, sind bei Diesel- und Benzinmotoren Kosten und Aufwand etwa gleich. Foto von Doug Logan.


Langfristige Überlegungen


Viele sind der Meinung, dass ein Diesel immer sparsamer ist als ein Benziner. Im Allgemeinen hat Dieselkraftstoff ein um etwa 10 % höheres Energiepotenzial als Benzin. Dieselmotoren sind also effizienter als Benzinmotoren. So weit die Theorie. Allerdings ist das nicht die ganze Wahrheit. In der Praxis kann das Ergebnis gänzlich anders sein. Leider werden Boote aus Budgetgründen oft untermotorisiert. Der Gedanke, dass die Grundmotorisierung ja ausreicht, weil man ohnehin keinen großen Wert auf Geschwindigkeit legt und das Boot auch damit auf seine Reisegeschwindigkeit kommt, ist ein Trugschluss. Wenn ein Boot nämlich mal voll beladen und betankt ist, kommt noch einiges an Gewicht dazu. Wenn die zu kleinen, aber schweren Diesel dann nur noch genügen, um das Boot gerade so auf die Reisegeschwindigkeit zu bringen und dabei hohe Drehzahlen erforderlich sind, wird auch der sparsamste Diesel schnell zum Säufer und ein leistungsstärkerer Benziner im gleichen Boot wäre vielleicht sparsamer. Dem Autor liegen Erfahrungen aus jahrzehntelanger Testpraxis mit Gleitern vor, wo das eindeutig der Fall war. In der Regel ist die Entscheidung für eine stärkere Motorisierung mit niedrigerem Verbrauch bei Reisegeschwindigkeit verbunden. Die Mehrkosten sind dann schnell wieder drin.

Bei der Frage, ob Benzin oder Diesel muss man außerdem auch den normalerweise hohen Aufpreis für einen Dieselmotor berücksichtigen. Je nach Motorisierung kann der schnell im fünfstelligen Bereich liegen. Mit dieser Differenz kann man eine Menge Benzin kaufen!

Auch der Bootstyp spielt eine Rolle bei der Entscheidung, welcher Motor für ein bestimmtes Boot besser ist. Bei Verdrängern kommen ausschließlich Diesel zum Einsatz. Bei Gleitern oder Halbgleitern besteht oft die Wahl. Entscheidend ist auch, wie das Boot beladen ist und wie schnell es normalerweise gefahren wird. Es lohnt sich zu rechnen, denn im Lauf der Jahre können die Kraftstoffkosten ein erheblicher Faktor sein. Relevant ist der Durchschnittsverbrauch im optimalen Geschwindigkeits- und Drehzahlbereich der Motoren. Solche Werte findet man in guten Testberichten möglichst von dem Boot, was man auch kaufen möchte. Wenn das nicht verfügbar ist, dann zumindest ein ähnlicher Bootstyp in vergleichbarer Größe mit ähnlichem Gewicht. Dann sollte man noch die jährlichen Betriebsstunden schätzen und die aktuellen Spritpreise kennen. So lässt sich leicht ermitteln, wie hoch die jährlichen Kosten für Treibstoff sein werden und wie lange es dauern würde, bis sich die Mehrkosten für einen Diesel rechnen. 

Wiederverkaufswert


Neben all den Überlegungen für die eigenen Betriebskosten ist eine der naheliegenden Fragen auch der Wiederverkaufswert.

Prognosen sind hier sehr schwierig, denn die Marktentwicklung über mehrere Jahre lässt sich kaum einschätzten. Grundsätzlich lässt sich aber feststellen, dass Boote mit Dieselmotoren auch im Gebrauchtmarkt höhere Preise erzielen und auch schneller verkauft werden. Das liegt einerseits daran, dass auch der Anschaffungspreis höher ist. Andererseits sind Diesel auch gefragter, weil der potenzielle Käufer glaubt, damit sparsamer unterwegs zu sein. Aber das hängt eben von all den oben erwähnten Faktoren ab und ist nicht zwangsläufig immer zutreffend.

Yanmars Schiffsdiesel 8LV 320.

Yanmars Schiffsdiesel 8LV 320. Foto mit freundlicher Genehmigung von Yanmar.



Was ist mit den Wartungskosten? Erhöhte Sicherheit? Lebenserwartung des Motors? 

Beginnen wir mit den Unterhaltskosten. In diesem Bereich hat sich in den letzten 15 Jahren viel getan. Moderne Benzinmotoren sind heute alle computergesteuert, ebenso wie viele Dieselmotoren. Diese Tatsache trägt nicht nur zu einem saubereren Betrieb der Motoren bei, sondern auch zu einem geringeren Wartungsaufwand. Früher galten Dieselmotoren als wartungsärmer im Vergleich zu Benzinern. Das war zu einer Zeit, als Benzinmotoren noch Vergaser und Verteilerzündsysteme hatten. Heute ist der Unterschied bei den Wartungskosten zwischen Benzin- und Dieselmotoren nicht mehr so groß. Bei beiden müssen Öl und Filter gewechselt werden, und beide sollten Kraftstoff- und Wasserabscheidefilter haben, die gewartet werden müssen. Die Zündkerzen, die der Diesel nicht hat, spielen sicher keine Rolle. Anoden im Kühlsystem, Motorkühlmittel und Wasserpumpenräder, die regelmäßig ausgetauscht werden müssen, haben alle Motoren. Bei modernen Motoren wird man also keinen großen Unterschied bei den Kosten feststellen.

Wie sieht es mit der Lebenserwartung der Motoren aus? Auch hier haben sich die Dinge in den letzten Jahren ein wenig geändert. Früher, als Saugdiesel noch den Markt beherrschten - also ohne Turbo oder Kompressor - konnte man davon ausgehen, dass ein Dieselmotor 5.000 bis 8.000 Stunden laufen würde, bevor eine größere Überholung erforderlich wurde. Benzinbetriebene Motoren laufen in der Regel 1.500 Stunden, bevor größere Arbeiten erforderlich sind.

Im Gegensatz zu den klassischen Saugdieseln haben moderne Diesel Turbolader oder Kompressoren, um mehr Leistung mit kleinerem Hubraum herausholen und so das Gewicht zu reduzieren. Dies führt zu einer erheblich höheren Belastung der Motoren. Zugegeben, Dieselmotoren sind so gebaut, dass sie einem viel höheren Verbrennungsdruck und einer größeren Hitze standhalten können, und sie sind von Natur aus robuster als Benzinmotoren ähnlicher Größe, aber sie sind heute auch viel stärker belastet als Dieselmotoren, die vor 20 oder 30 Jahren üblich waren. Das geht letztlich auch auf die Lebensdauer. Dennoch kann man davon ausgehen, dass Dieselmotoren länger halten als Benzinmotoren, solange die routinemäßige Wartung durchgeführt wird. Sollte es jedoch zu einem kapitalen Motorschaden kommen, ist der Austausch des Dieselmotors natürlich wesentlich teurer als der Austausch eines Benzinmotors.

Wie sieht es mit der Sicherheit aus? In der Praxis herrscht die Meinung vor, dass Boote mit Dieselmotor wesentlich sicherer sind als Boote mit Benzinmotor. Grundsätzlich ist das Risiko von Bränden im Motorraum beim Benziner auch höher. Bei alten Vergasermotoren sicher deutlich höher, als bei modernen Einspritzsystemen. Generell und insbesondere bei älteren Booten mit Servicestau sollte das gesamte Kraftstoffsystem regelmäßig inspiziert werden. Besonderes Augenmerk sollte auf defekte Schlauchschellen, Kraftstoffschläuche, die ausgetauscht werden müssen, und möglicher Korrosion bei Kraftstofftanks aus Metall gelegt werden. Aufgrund inzwischen hoher Sicherheitsstandards sind die Unterschiede bei der Sicherheit für Benziner oder Diesel heute deutlich geringer als bei älteren Booten.

Im Gegensatz zu diesem kleinen Isuzu-Diesel mit 96 PS und Saugmotor sind viele moderne Dieselmotoren mit Turboladern ausgestattet, die die Leistung erhöhen und gleichzeitig das Gewicht senken. Dies stellt jedoch zusätzliche Anforderungen an die Motoren und kann die Zeit zwischen Überholungen und Umbauten verkürzen.

Im Gegensatz zu diesem kleinen Isuzu-Diesel mit 96 PS und Saugmotor sind viele moderne Dieselmotoren mit Turboladern ausgestattet, die die Leistung erhöhen und gleichzeitig das Gewicht senken. Dies stellt jedoch zusätzliche Anforderungen an die Motoren und kann die Zeit zwischen Überholungen und Umbauten verkürzen. Foto: Doug Logan/



Letztendlich hängt die Entscheidung zwischen Benzin und Diesel also davon ab, was Sie auf dem Wasser machen wollen, wie viel Sie ausgeben möchten und bis zu einem gewissen Grad auch davon, wie lange Sie das Boot behalten wollen. Einerseits gelten Dieselmotoren immer noch als die beste Antriebsoption für Freizeitboote in der von uns besprochenen Größenordnung. Andererseits ist es stark vom Bootstyp und Nutzungsverhalten abhängig, ob Sie einen echten finanziellen Vorteil haben, wenn Sie sich für Diesel statt für Benzin entscheiden, es sei denn, die Kraftstoffpreise fallen deutlich zugunsten von Diesel aus, und Sie betreiben Ihr Boot viel und lange Zeit.

Testfahrten und die Bedeutung der Probefahrt


Ich rate dazu, das ins Auge gefasste Bootsmodell sowohl mit einem Diesel- als auch mit einem Benzinmotor auszuprobieren und zu sehen, wie es sich anfühlt. Machen Sie eine ehrliche Schätzung, wie viele Stunden die Motoren pro Jahr laufen werden, und denken Sie daran, dass Sie Ihr neues Boot in erheblichem Umfang nutzen müssen, um den Kostenunterschied zwischen Benzin- und Dieselmotoren auch nur annähernd wieder hereinzuholen. Vielleicht gibt ein Händler auch einen erheblichen Preisnachlass auf die neue Dieselversion, was den Ausschlag geben könnte.

Redaktionshinweis: Dieser Artikel wurde ursprünglich von Ed Sherman auf Englisch im Jahr 2016 veröffentlicht und im Juli 2024 von Dieter Wanke aktualisiert und übersetzt.