Wenn Motorbootfreunde älter werden verändert sich so einiges. Man ist weniger beweglich und hat’s ganz gern etwas bequemer. Fast zwangsläufig setzt man auch Gewicht an, um die Körpermitte, aber hoffentlich auch am Bankkonto. Man hat auch mehr Zeit für’s Bootshobby und sieht die Dinge deshalb etwas anders. Moderat auffälliges Styling, Komfort und gutmütiges Verhalten gewinnen dabei an Bedeutung. Es mag manchem verrückt erscheinen, aber irgendwann kommt die Zeit, in der das blubbernde Auspuffgeräusch und sportliches Handling von den Ansprüchen an ein geräumiges Interieur, Stabilität bei Seegang und Cruising-Reichweite verdrängt wird.

Marex 370 ACC

Marex 370 ACC



Es ist allerdings auch nicht so, dass alle, die ein paar Kerzen mehr am Geburtstagskuchen haben, hoch-oktanigen Wassersport verabscheuen. Aber ich bin noch nicht mal 40 und beginne jetzt schon, weiche Polster, Bordheizung und eine brauchbare Toilette der salzigen Brühe vorzuziehen, die einem vom Wind auf einem offenen Boot ins Gesicht gepeitscht wird. Deshalb stellte ich mit Freude fest, dass es viele würdige Modelle, die auch fortgeschrittenen Semestern Spaß machen dürften. Wäre es eine Top-10-Sammlung, würden sich da noch die Buster Cabin, die Trusty T28 oder die Minor Offshore und die Dutchy Motor Launch 27 anbieten. So aber würde ich mich glücklich schätzen, mir irgend eines der fünf auserwählten Boote als Pensionsgeschenk leisten zu können.

Dale Nelson Classic 45
Man muss sich im Alter ja nicht unbedingt der Lust nach technischen Spielereien schämen, und davon hat Dale Nelsons Classic 45 wahrlich genug an Bord. Das dreistufige elektrisch betriebene Sonnendach bietet alles was man sich so wünscht, vom Open-Air-Feeling eines Cabrios, bis zum geschützten Ambiente eines Coupés. Die elektrisch einstellbaren Sitze im Salon schaffen zusätzlich Platz, wenn man Fahrer und Beifahrersitze in Richtung Armaturenbrett verschiebt. Und das absenkbare Achterschott des Salons verwandelt das Boot per Knopfdruck zu einem offenen Hardtop. Und auf Details wurde von der Werft großes Augenmerk geslegt. Rumpf und Stringer wurden komplett schallisoliert und die auf ganzer Länge eingebauten Benzintanks helfen, das Boot stabil zu halten. Im Maschinenraum gibt es knieschonende Gummimatten und alle Rumpfdurchlässe haben gravierte Kennschilder. Dieses Boot ist stabil gebaut, ganz  im Stile einer Admiralitätsbarkasse und dürfte sowohl den Eigner als auch seine Enkel überleben. Wer es auf ein Boot abgesehen hat, das das Zeug zu einem Erbstück hat, kann mit der Classic 45 nicht viel falsch machen.

Dale Nelson

Dale Nelson Classic 45

Dale Nelson Classic 45



English Harbour 27
Nun gut, das Boot gibt es (noch) nicht, aber es würde mit Sicherheit feine Herren reizen, die ein zivilisiertes Beförderungsmittel auf der Wunschliste haben. Es ist erst das zweite Boot dieser jungen Werft und der Gedanke ist, einen leicht konvertierbaren Schlafraum für vier in zwei Kabinen auf einem Boot anzubieten, das sich zum gemütlichen Spazierenfahren genau so gut eignet, wie für einen Offshore-Passage. Der Halbverdränger, der von Andrew Wolstenholme konzipiert wurde, ist mit einem Kiel über die gesamte Länge versehen, der für guten Geradeauslauf und effizientes Touren sorgen soll. Unter Deck ist ein geräumigen Salon vorgesehen, mit Platz für 6 und viel Stauraum, sowie einen Nassraum mit getrenntem Abteil für Toilette und Dusche. Und all das auf wenig mehr als acht metern Länge. Breite Seitendecks und ein tiefes Cockpit machen die English Harbour 27 sicher für Familientouren, auch wenn diese bei einer Spritkapazität von 200 Litern wohl nicht so ausgiebig ausfallen dürften. Dennoch verspricht die Designstudie ein interessantes Boot.

English Harbour Yachts

English Harbour 27

English Harbour 27



Targa 44
Die finnische Targa-Werft ist bekannt für ihre robusten Offshore Boote für den Ganzjahreseinsatz, wobei die 44 ein vortrefflicher Vertretet dieses Genres ist. Basierend auf der beeindruckenden 42 die 2005 gewassert wurde, verfügt die Neue über das Volvo Penta IPS-Antriebssystem, das für eine Marschfahrt von 30 Knoten gut sein soll, mit einer Spitze von angeblich 39 Knoten. Konzipiert für praktischen Komfort auf rauem Wasser, hat das Boot mit einem 1.500-Liter-Tank auch eine brauchbare Reichweite, so denn die Werksangabe von drei Liter pro Seemeile stimmt. Die optionale Komfortausführung der Bugkabine wäre ein interessantes Extra für den verwöhnten Eigner, der dort durch das gehobene Deck mehr Platz, Stauraum und vor allem Kopffreiheit vorfindet. Das flexible Arrangement mit vier Schlafplätzen und zwei Ensuite-Nasszellen machen dieses rundum respektierte Boot zu einem Kandidaten für ambitionierte Motorbootfahrer.
Preis: Ca.550,000 Euro

Targa

Targa 44

Targa 44



Hardy 62
Schon beim ersten Hinsehen merkt man: Das Flaggschiff von Hardy nimmt sich und die ihm zugedachte Rolle ernst. Neben vielen Sekundärsystem an Bord gibt es breite Schergänge, Schotten, die dem Standard von Arbeitsschiffen entsprächen und eine innenliegende Kajütentreppe, die so stabil aussieht wie die Luke eines Atom-U-Bootes. An Deck gibt’s eine riesige Flybridge mit Platz für ein RIB während es im Inneren drei großzügig dimensionierte Kabinen gibt, mit einer Eignerkammer über die gesamte Breite, eine Doppelkajüte für Gäste im Vorschiff und eine Zweierabteil an Steuerbord. Weil die Kombüse tief eingebaut ist, bleibt das Hauptdeck flexibel und weiträumig. Strategisch platzierte Schallisolierung minimiert das Motorengeräusch im Salon, wo sich das Zentrum für das Leben an Bord befindet. Die Tankkapazität von mehr als 7000 Litern macht weite Fahrten nicht nur zur Realität sondern auch eine Priorität. Stehhöhe im Maschinenraum, eine Werkstatt und Mannschaftsunterkünfte geben die Hardy 62 den Anspruch eines komfortbeladenen Cruisers und eines idealen Boots für pensionierte Admiräle mit Fernweh nach dem Horizont.
Preis: ca. 2 Mio. Euro

Hardy Marine

Hardy 62

Hardy 62



Marex 370 ACC
Im Jahr 2008 gelang Espen Aalrud mit der 370 Aft Cabin ein großartiger Wurf. Dieses elegante und überraschend agile 30-Knoten Boot wurde mit dem Preis des European Motorboat of the Year für 2009 ausgezeichnet, doch die vergangenen Jahre haben ihm nichts von seinem Reiz genommen. Die tiefer gelgte Achterkajüte mit der attraktiven Rundung hat ein Rundum-Fenster für eine spektakuläre Aussicht nach drei Seiten, Es ist ohne Frage das Thronzimmer für den glücklichen Eigner. Oben gibt es ein elektrisches Schiebedach, das auf Knopfdruck bewegt wird. Doch das ist nicht alles das dieses 37.Fuß Schiff an Wohnlichkeit zu bieten hat. Dampfbehandeltes Eschenholz und hochwertigen Metallarbeiten im gesamten Innenraum verleihen diesem ausgewogenen und dezent unaufdringlichen Cruiser aus Norwegen das Zeug eines modernen Klassikers.
Preis: ca. 460,000 Euro

Marex

Marex 370 ACC

Marex 370 ACC

Geschrieben von: Alex Smith
Alex Smith is a journalist, copywriter and magazine editor with a long history in boating and a happy addiction to the water. He’s worked on boats, lived on boats, bought boats, sold boats and – when he’s not actually on board a boat – he can generally be found in his Folkestone office, tapping away at the computer and gazing out to sea.