Wie kaufe ich ein Boot? Tipps für Erstkäufer
Sie sind also entschlossen, Ihr erstes Boot zu kaufen. Es ist der große Schritt zum Abenteuer, der mit gutem Rat leichter fällt. Wir sagen, wie’s geht.
Auch wenn es manchmal ein bisschen überwältigend scheint, ist der Kauf eines Bootes in vielerlei Hinsicht ähnlich wie die Anschaffung anderer Konsumgüter, die man nicht jeden Tag tätigt. Wie immer gilt es, seine Hausaufgaben zu machen und ein gewisses Maß an Skepsis gegenüber Werbe- und Verkaufsbroschüren zu bewahren.

Boote kaufen ist das Thema auf den Messen, die im Herbst und Winter stattfinden. Gute Vorbereitung hilft dabei.

Derzeit stehen viele gebrauchte Boote zum Verkauf. Wer sich die Mühe macht zu vergleichen, hat gute Chancen auf einen gutes Geschäft. Foto: Dieter Loibner
Die Grundlagen des Bootskaufs
- Suchen, vergleichen und auswählen
- Inserate kritisch hinterfragen
- Vor Ort besichtigen
- Probefahrt und Prüfliste
- Erstellung eines Kaufgutachtens
- Eigentumsnachweis
- Bootskennzeichen und Registrierung
- EU-Konformitätserklärung (CE-Kennzeichnung)
- Mehrwertsteuernachweis
- Preisverhandlungen
- Vertragsschluss
- Finanzierung
- Versicherung
Suchen, vergleichen und auswählen
Sind Sie bereit? Dann kann es losgehen. Am besten sehen Sie sich online auf Portalen wie boats.com, boot24.com oder yachtworld.de um, wo Sie über eine detaillierte Suche die Bootsbörse nach Herzenslust durchsehen können, um Modelle, Preise und Ausstattungen zu vergleichen. Dort können Sie Ihre individuelle Suchkriterien auswählen, z. B. können Sie nach Werft, Modell, Baujahr, Länge, Preisklasse oder Land suchen. Nutzen sie auch unseren YouTube-Kanal, auf dem wir neue Modelle in kurzen Videos vorstellen und dabei einen Überblick über Schlüsselmerkmale und Verwendungszweck geben. Eine weitere nützliche Quelle ist die Rubrik Bootstests unserer Webseite, in der Sie Besprechungen der verschiedensten Modelle finden, sowie ausführliche Tests mit Bildern und Spezifikationen.
Inserate kritisch hinterfragen
- Prüfen Sie die Fotos: Schlechte Fotos sind zumeist schon eine Warnung. Wenn ein Verkäufer oder eine Verkäuferin sich nicht die Mühe macht, sein oder ihr Boot bestmöglich in Bildern darzustellen, hat dies zumeist einen Grund. Entweder das Boot ist eine Last oder nicht in gutem Zustand.
- Sehen Sie genau hin: Vergleichen Sie bei den verschiedenen Anzeigen von Booten des gleichen Modells, was zu sehen ist und was nicht.
- Lesen Sie die Ausrüstungsliste: Vergleichen Sie die Listen der Highlights. Was zählt zur Standardausrüstung, was ist zuzahlungspflichtig, bzw. was wurde vom Eigner oder der Eignerin nachträglich installiert. Daraus ergeben sich zum Teil beträchtliche Unterschiede und eventuell die Erkenntnis, dass das billigste Angebot nicht unbedingt auch das beste ist.
- Wenn das Boot von einem Händler inseriert wurde, gehen Sie auf dessen Internetseite und sehen sich die anderen Boote an, die dort zum Verkauf ausgeschrieben sind. So können Sie sich einen allgemeinen Eindruck dieses Händlers machen.
- Seien Sie skeptisch: Besonders bei älteren Booten, bei denen über die Jahre viel geschraubt und repariert wurde, sollte man einen kritischen Blick behalten, besonders wenn es um Elektronik geht. Schließlich schreitet die technische Entwicklung auf diesem Gebiet rapide voran. Selbst wenn sie technisch noch funktionsfähig sind, können veraltete Geräte wertlos sein, zum Beispiel wenn sie nicht mehr mit neuen Betriebssystemen, Kartenformaten usw. kompatibel sind. Das heißt, Sie können mit einem Haufen Elektroschrott an Bord dastehen, den sie zwar bezahlt haben, doch schon sehr bald ersetzen müssen.
Vor Ort besichtigen
Wenn Sie ein paar Kandidaten in der engeren Auswahl haben, müssen Sie sich auf den Weg machen, um die einzelnen Boote persönlich unter die Lupe zu nehmen. Das kann Sie in einen nahegelegenen Yachthafen führen, auf den Messestand eines Händlers oder Herstellers oder in den Garten, in dem ein Privatverkäufer sein Schiff am Anhänger stehen hat. Wenn Sie anspruchsvoll sind oder etwas ganz Besonderes auf der Einkaufsliste stehen haben, kann auch einen Flug in ferne Länder erforderlich werden. In einer solchen Größenordnung schicken potenzielle Käufer oft auch Vertreter, die den Kauf an ihrer statt verhandeln. In jedem Fall sollte es aber das Ziel sein, sich zu vergewissern, ob die Realität im Wasser (oder an Land) genauso gut aussieht wie die Bilder des Inserats im Internet. Wie genau sollte ein Käufer bei der Begutachtung vor Ort vorgehen? Das hängt davon ab, ob Sie neu kaufen oder gebraucht, von der Größe und Komplexität des Bootes und ob der Verkäufer Ihnen bekannt ist bzw. als seriös empfohlen wurde. Und ganz besonders davon, ob ein Angebot zu gut scheint, um wahr zu sein, denn genau dann sind Vorsicht und eine genauere Untersuchung geboten.

Auch am Schwarzen Brett im Yachthafen finden sich interessante Inserate. Foto: Dieter Loibner/boats.com
Probefahrt und Prüfliste
Beginnen Sie mit einem Rundgang, bei dem Sie sich erstmal einen allgemeinen Eindruck von der Qualität des Gebotenen verschaffen. Dabei gilt: Der erste Eindruck, den man von dem äußerlichen Zustand gewinnt, verrät auch vieles über die inneren Werte. Wenn die Decksbeschläge solide sind und fachgerecht montiert wurden, ist das schon mal ein gutes Zeichen. Der nächste Schritt ist die Probefahrt, die Aufschluss liefert, wie sich das Boot in Fahrt verhält, wie es sich bei Seegang oder hoher Geschwindigkeit beträgt und ob Sie sich an Bord wohlfühlen. Achtung: Eine Probefahrt ist keine Spazierfahrt. Legen Sie sich eine Prüfliste an, um die begrenzte Zeit an Bord bestmöglich zu nutzen.

De proefrit zal inzicht geven in hoe de boot presteert.
Erstellung eines Kaufgutachtens
Und damit sind wir bei einem wichtigen Thema, das besonders für Käufer und Käuferinnen von Gebrauchtbooten interessant ist: Die Erstellung eines Kaufgutachtens durch einen beeideten Experten. Zum einen wird dies von Versicherungen gefordert, zum anderen ergibt sich daraus für angehende Eigner und Eignerinnen die Gelegenheit, so viel wie möglich über das neue Schiff zu erfahren. Für ein solches Gutachten werden alle zugänglichen Bereiche und die angegebene Ausrüstung gründlich von einem/einer Sachverständigen untersucht, um ein Urteil über den Zustand, die Unversehrtheit und die Beständigkeit des Rumpfes und der Struktur des Schiffes und seiner Ausrüstung fällen zu können. Sollten Sie für den Kauf einen Kredit benötigen, müssen Sie als Teil des Gutachtens möglicherweise auch eine Wertbestimmung des Bootes durchführen lassen.
Es ist sinnvoll, sich vor der Beauftragung eines qualifizierten Gutachtens über die Kosten und Bedingungen verschiedener Bootsversicherungen zu informieren, da die Anforderungen der Versicherer an das Gutachten unterschiedlich sein können und zusätzliche Kontrollen erforderlich sein könnten, nachdem Sie bereits ein Gutachten haben machen lassen, was mit zusätzlichen Kosten verbunden sein kann.
Zu den Verbänden der Sachverständigen im Schiff- und Bootssektor in Deutschland gehören der Verband Deutscher Schifffahrt-Sachverständiger e. V (VDSS) und der Verband der Sportboot- und Schiffbau-Sachverständigen e. V. (VBS). Weitere Informationen erhalten Sie auch in unserem Artikel Bootsverkauf – besser mit Gutachten.
Eigentumsnachweis
Haben Sie ein Auge auf ein bestimmtes Boot geworfen? Achten Sie auf die nötigen Papiere und eine lückenlose Dokumentation für das Boot. Hierzu gehören die Originalkaufrechnung oder Kaufverträge, die mit möglichen Vorbesitzern/Vorbesitzerinnen des Bootes geschlossen wurden. Achten Sie dabei auf übereinstimmende Rumpf- bzw. Seriennummern. Jedoch ist es gerade bei älteren Booten möglich, dass die Unterlagen nicht vollständig vorliegen. Mindestens sollte jedoch ein Dokument vorliegen, dass den Verkäufer als Besitzer des Bootes ausweist, das er zu verkaufen versucht.
Bootskennzeichen und Registrierung
In Deutschland, wie auch in vielen anderen Ländern, sind Bootskennzeichen für Segelboote mit einer Länge von mehr als 5,50 m sowie für Motorboote mit einer Leistung von mehr als 3 PS vorgeschrieben. Sobald ein Boot diese Kriterien erfüllt, muss es auf deutschen Binnenschifffahrtsstraßen und zum Grenzübertritt ein Bootskennzeichen aufweisen. Hierzu können Bootseigner/Eignerinnen den Internationalen Bootsschein (IBS) beantragen, ein amtliches und weltweit anerkanntes Dokument, das als Registrierungsnachweis für das Boot dient. In Deutschland ist dieser Bootsschein unbegrenzt gültig, international kann er für je zwei Jahre beantragt werden. Der IBS kann auch als Eigentumsnachweis für ein Boot dienen und sollte daher im Rahmen eines Bootskaufes kontrolliert werden.
EU-Konformitätserklärung (CE-Kennzeichnung)
Seit 1998 sind alle, die im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) ein Boot in Betrieb nehmen, gesetzlich verpflichtet, dafür zu sorgen, dass das Boot gewissen Anforderungen entspricht und eine entsprechende CE-Kennzeichnung trägt. Dabei handelt es sich um eine Konformitätserklärung für den EU-Raum, die für Sportboote mit einer Länge zwischen 2,5 und 24 Metern gilt, unabhängig von der Art des Antriebs. Ein Boot mit CE-Kennzeichnung kann innerhalb der EU frei verkauft werden und entspricht u. a. den EU-Richtlinien in Bezug auf Lärmaufkommen und Abgasausstoßung. Zusätzlich wird die Seetüchtigkeit des Bootes anhand von vier Seetauglichkeitskategorien (A, B, C und D) bewertet, wobei Boote der Kategorie A für den Einsatz auf hoher See geeignet sind, während Boote der Kategorie D nur für geschützte Gewässer zugelassen sind.
Mehrwertsteuernachweis
Von einigen Ausnahmen abgesehen sind Boote in Privatbesitz, die von in der EU ansässigen Personen innerhalb der EU genutzt werden, mehrwertsteuerpflichtig. Im Ausland können Sie dazu aufgefordert werden, einen Nachweis über die Entrichtung der Mehrwertsteuer für Ihr Boot zu erbringen. Der Mehrwertsteuernachweis ist also ein wichtiges Dokument, insbesondere bei neueren oder hochwertigen Booten.
Preisverhandlungen
Stellen Sie sicher, dass Sie nicht mehr als den Marktpreis für Ihr Boot bezahlen. Wenn Sie auf boats.com nach zum Verkauf stehenden Booten suchen, können Sie sich einen Eindruck vom Preis vergleichbarer Boote verschaffen. Allerdings kann der Preiss je nach Ausstattung, Zustand und anderen Faktoren, einschließlich des Standortes, stark variieren.
Um eine zuverlässige Einschätzung zu erhalten, sollten Sie verschiedene Informationsquellen zu Rate ziehen. Dies können andere Webseiten wie Boot24 und Yachtworld sein, aber auch Onlineforen. Bootsmakler haben außerdem Zugang zu Informationen über Preise für verkaufte Boote, falls zu diesem Zeitpunkt keine ähnlichen Boote auf dem Markt zum Verkauf stehen. Je mehr Nachforschungen Sie anstellen können, desto genauer können Sie sich ein Bild vom Wert des Bootes machen. Sobald Sie eine gute Vorstellung vom Marktwert des Bootes haben, sprechen Sie mit dem Verkäufer oder der Verkäuferin und setzen Sie Ihr gewonnenes Wissen bei den Preisverhandlungen ein.
Der Erwerb eines Bootes kann sehr teuer sein, und Sie müssen auch die Kosten für Wartung, Liegeplatz, Versicherung, Kennzeichen, Überwinterung und viele andere Faktoren berücksichtigen, die von Typ, Größe und Alter des Bootes abhängig sind. Wenn Sie ein Angebot annehmen – in der Regel nach vorheriger Besichtigung und Erstellung eines Gutachtens – gehen Sie einen Vertrag ein, der Sie rechtlich zum Kauf des Bootes verpflichtet. Dieser Schritt, erfolgt wesentlich schneller als beim Kauf einer Immobilie.
Vertragsschluss
Bei jedem Kauf oder Verkauf ist ein schriftlicher Vertrag ratsam, in dem die Bedingungen für den Verkauf und den Kauf festgelegt werden. Der ADAC stellt auf seiner Homepage einen juristisch geprüften Online Muster-Kaufvertrag für den privaten Kauf bzw. Verkauf von gebrauchten Booten zur Verfügung. Der Käufer/die Käuferin sollte im Vertrag über etwaige Mängel oder Schäden des Bootes, insbesondere Unfallschäden, informiert werden. Außerdem sollten Sie darauf achten, dass etwaige Zusatzausstattung und Zubehör vollständig im Kaufvertag aufgeführt werden.
Finanzierung
In den meisten Fällen erfolgt eine Prüfung der finanziellen Mittel, wenn Sie sich zum ersten Mal mit dem Kauf eines Bootes befassen. Es ist wichtig, das erforderliche Budget und den Betrag, den Sie gegebenenfalls über einen Kredit aufnehmen müssen, sorgfältig zu prüfen. Es gibt viele Finanzdienstleister, und es lohnt sich, Angebote von verschiedenen Anbietern einzuholen und sich über die jeweiligen Leistungen und Bedingungen zu informieren.
Versicherung
Je nachdem, wie und wo Sie Ihr Boot nutzen, müssen Sie prüfen, welche Art von Versicherung Sie abschließen müssen. Für die Nutzung eines Bootes auf Binnengewässern kann zum Beispiel eine andere Versicherung erforderlich sein als für die Nutzung auf See. Es wird empfohlen, dass Diebstahl, Feuer, böswillige Beschädigung, Verlust oder Beschädigung während des Transports und eine Haftpflichtversicherung als Mindestdeckung in die Versicherung aufgenommen werden. Darüber hinaus kann sich die Versicherungspolice weitgehend an Ihren eigenen Bedürfnissen orientieren.
Weiterführende Informationen
Egal, an welchem Punkt in Ihren Überlegungen rund um das Thema Bootskauf Sie sich gerade befinden, ob Sie noch unschlüssig zwischen neu und gebraucht sind oder schon ein bestimmtes Modell ins Auge gefasst haben, der Ratgeber Bootskauf: Wie mache ich ein gutes Geschäft? oder der humorvolle Beitrag Ist Bootsbesitz logisch vertretbar? werden Sie mit Sicherheit interessieren. Weitere nützliche Ratgeber, insbesondere für die Probefahrt, finden Sie hier: Wie testet man eine Segelyacht? Und hier: Die perfekte Motorboot-Probefahrt.
Redaktionsnotiz: Dieser Artikel wurde ursprünglich im Jahr 2016 veröffentlicht und im Jahr 2024 aktualisiert.