Es braucht Phantasten, Erfindergeist und technisches Know-how aber auch Zeit, Geld und viel Ausdauer, um solche Projekte von der Idee bis zum fertigen Produkt durchzuziehen. Dennoch gibt es in irgendwelchen Ecken immer wieder Leute, die scheinbar vom gesunden Menschenverstand verschont, Tag und Nacht rackern, um ihre schrägen Träume wahr zu machen. Was damit gemeint ist, zeigen die folgenden fünf Boote. Also: Zurücklehnen und genießen. Und niemals nach dem Sinn fragen.

Wally 118: Nichts für sanfte Seelen. 17,000 PS und 60 Knoten Spitze

Wally 118: Nichts für sanfte Seelen. 17,000 PS und 60 Knoten Spitze.



Wally 118
Diese Firma existiert, um betuchten Bootsfreunden Sonderanfertigungen zu liefern, die sich vom maritimen Einerlei abheben. Und nach mehr als 10 Jahren tut das Firmenflaggschiff  Wally 118 immer noch genau das. Das Vehikel, das 2002 vorgestellt wurde, ist eine Symbiose aus Megayacht und Offshore-Renner. Dazu wurde ausgiebig geforscht und getestet, u.a. auch im berühmten SSPA-Schlepptank in Schweden und im Windkanal von Ferrari. Das Endergebnis ist eine herrlich schräge Silhouette, die an ein Tarnkappenschiff erinnert, mit einem Metallic-Anstrich, der grün schimmert, aber je nach Lichteinfallswinkel seine Farbetönung ändert. Mit dem Aufbau aus dreifach laminierten Glasflächen, die an einem Kohlefaser-Rahmen angebracht sind, kann die Wally 118 zwar keinen Horden von Gästen Platz bieten, doch den wenigen, die mitfahren dürfen, finden ein ungewöhnliches Ambiente vor, mit minimalistischen Carbon-Möbeln, die helfen, das Gewicht auf weniger als 86 Tonnen zu drücken. Die drei DDCTF 50 Gasturbinen und die zwei Cummins Hilfsdiesel, die insgesamt mehr als 17,000 PS frei machen, beschleunigen das Boot auf sagenhafte 60 Knoten. Unverfroren, frivol, utopisch. Der CO2-Ausstoß dieses Monstrums wird allerdings vornehm verschwiegen… www.wally.com

Seabreacher: Wie der Delfin  „Flipper" geht's damit durch und über's Wasser

Seabreacher: Wie der Delfin „Flipper" geht's damit durch und über's Wasser.



Innespace Seabreacher
Es ist weder Fisch noch Vogel, sondern ein Fahrzeug das sich zwischen Tauchen und Fliegen bewegt. Drei Modelle gibt’s mit Motoren zwischen 155 und 300 PS. Das reicht für knapp 90 km/h in der Luft und knapp 50 durchs Wasser. Auftrieb hat das ding genug, womit es nicht auf Tiefe gehen kann, so heißt es zumindest, denn es muss ja schließlich auch Kühlluft für den Antrieb ansaugen. Der Rumpf soll auch selbstaufrichtend sein, Cockpit und Maschinenraum seien wasserdicht. Der eingeschlossene Pilot könne im Ernstfall die Sicherheitsbolzen von innen ziehen und zack, schon kann er raus. Der britische Rezensent meinte, dass der einzig echte Nachteil das Begleitboot sei, das andere Verkehrsteilnehmer am Wasser vom Seabreacher fern halten müsse. Aber was tut man nicht alles für ein bisschen Spaß und Aufmerksamkeit? www.seabreacher.com

Subacraft: Wenn's etwas tiefer sein soll. Aber ohne wasserdichten Fahrgastraum wird's nass

Subacraft: Wenn's etwas tiefer sein soll. Aber ohne wasserdichten Fahrgastraum wird's nass



Subacraft SC3
Echt unter Wasser geht es mit dem Subacraft, das fast wie ein Spielzeug für Superhelden anmutet. Doch um die Ästhetik geht es hier gar nicht, zumindest nicht hauptsächlich. Das katamaranartige Boot mit seinem 160-PS-Jetantrieb schafft immerhin 45 Knoten und kann dann angeblich auch bis auf 30 Meter tauchen. Der Trick dazu sind Lufttanks in den Rümpfen, die für den Oberflächenbetrieb aufgepumpt sind, aber nach dem Luftablassen ein kontrolliertes Sinken erlauben sollen. Dann hat der Jet Pause und überlässt den Antrieb vier kleinen batteriebetriebenen Propellern, die außen am Rumpf montiert sind und immerhin noch für 5 Knoten gut sein sollen. Anders als bei einem echte U-Boot sitzen Fahrer und Passagiere aber im Freien und atmen im U-Boot-Modus Luft aus einem eingebauten Sauerstofftank. Bloß Maske aufsetzen nicht vergessen! Die Zubehörliste des Subacraft bietet auch Filmplattform, Sonarbild und Kommunikationsausrüstung. Man gönnt sich ja sonst nichts…  www.scubacraft.com

Gibbs Aquada: Wo es Rekorde gibt ist meist auch Sir Richard Branson nicht weit. Mit diesem Vehikel stellte er eine neue Bestzeit für Amphibienfahrzeuge über den Ärmelkanal auf

Gibbs Aquada: Wo es Rekorde gibt, ist meist auch Sir Richard Branson nicht weit. Mit diesem Vehikel stellte er eine neue Bestzeit für Amphibienfahrzeuge über den Ärmelkanal auf.



Gibbs Aquada
An die 160 Sachen auf trockener Straße und fast 50 am Wasser soll der Gibbs Aquada machen, damit legt er allen bisherigen Ampfibienfahrzeugen  einiges an Speed vor und das nicht von ungefähr. Gibbs baute das Vehikel von Grund auf neu, es handelt sich also nicht um eine Marinisierung eines Autos, das für den Straßenverkehr entworfen wurde. Da steckt jede Menge Technologie und Innovation drinnen, angeblich seien insgesamt 70 Patente beantragt. Es handelt sich dabei wohl eher eine Experiment denn um ein Auto für den Firmenparkplatz, ein Umstand der u.a. vom exklusiven Preis reflektiert wird. Einer, der sich so ein Spielzeug locker leisten könnte, ist Sir Richard Branson. Der exzentrische Milliardär ließ es sich nicht nehmen, mit dem Gibbs den Ärmelkanal zu überqueren und dabei, ganz Sir Richard, Werbung für seine Fluglinie zu machen und gleichzeitig einen neuen Rekord für Amphibienfahrzeuge aufzustellen. Mittlerweile stellt Gibbs ja auch den Quadski her, ein Personal Watercraft, das sich eher in der finanziellen Reichweite des Normalverdieners befindet. www.gibbssports.com

92 SYD Discovery: Schwimmbad und Heli-Pad achtern kann ja jeder. Vorne spielt künftig die Musik, wenn es nach den Designern geht

92 SYD Discovery: Pool und Heli-Pad achtern kann ja jeder. Vorne spielt künftig die Musik, wenn es nach den Designern geht.



Zuccon 92 SYD
Zuccon Superyacht Design, eine Firma, die zu Zuccon International Project gehört, kümmert sich in rührender Weise um die Platznöte auf Superyachten. Das mag utopisch klingen, könnte aber unter Umständen mittels Trickle-Down-Effekt auch für den Normalverbraucher irgendwann interessant werden. Beispielsweise, wenn er seinen Bord-Swimmingpool oder den Hubschrauber-Landeplatz statt am Heck eher im Bugbereich installieren lassen möchte. Mit einer derartigen Anordnung, so das Argument, werde achtern mehr Platz für andere Aktivitäten frei und Leere bekäme ein Designelement für sich. Wie in der Studie der 92 Meter langen sechsstöckigen “92 SYD Discovery”,  die aus Alu gebaut werden würde, wenn daraus mal ein richtiges Schiff werden sollte. Wem sich diese Design-Logik nicht erschließt, kann sich von den Renderings auf der Webseite der Firma informieren, bzw. inspirieren lassen. www.zucconinternationalproject.com

Die Originalversion dieses Artikels von Alex Smith wurde auf www.yachtwrold.uk.co publiziert